DAILY DOPE (546)

Gendoping ist im Radsport angekommen. Wie die spanische Tageszeitung El País berichtet hat, wurde der Sportarzt Alberto Beltran am 5. März auf dem Flughafen Madrid Barajas festgenommen. In seinem Gepäck befanden sich zwei Ampullen des Medikaments Aicar. Das sorgt durch gezielte Stimulation einzelner Gene für eine vermehrte Glukoseaufnahme der Zellen. Die Folge ist vermehrtes Wachstum der Muskeln, die für Ausdauerleistung zuständig sind. Aicar erbrachte bislang in Tierversuchen solche muskelaufbauenden Effekte, dass es als „Marathonmaus“-Präparat bekannt wurde. Das Präparat ist im Internet bestellbar. Entwickelt wurde Aicar eigentlich für Diabetespatienten.

Doch es ist längst in der Sportwelt angekommen. Beltran, der Aicar-Transporteur, ist im spanischen Radsport kein Unbekannter. Der Kolumbianer wurde 2010 ins Team Xacobea Galicia aufgenommen, nachdem sich der bisherige Mannschaftsarzt Juan Manuel Rodríguez Bastida geweigert hatte, Dopingbehandlungen, die von Teammitgliedern verlangt wurden, durchzuführen. Prompt wurde Xacobea-Kapitän Ezequiel Mosquera Gesamt-Zweiter der Spanienrundfahrt im gleichen Jahr. Bei Dopingkontrollen während der Vuelta wurden bei ihm Spuren des Blutplasma-Expanders HES, der zur Verschleierung von Blutdoping dient, gefunden. Er wurde gesperrt.

Auch andere Radprofis, die unter Beltrans Betreuung standen, wurden auffällig. Bei drei Fahrern eines portugiesischen Rennstalls wurde 2009 Epo gefunden.

Die spanische Polizei gab bekannt, dass sie auf der Spur eines regelrechten Dopingnetzwerks war, als sie Beltran festnahm. Noch mindestens zwei weitere Personen wurden zwischenzeitlich verhaftet. „Die Schwierigkeit, die Endkunden zu ermitteln, und die Nähe zu den Olympischen Spielen in London führten zu den Festnahmen“, erklärte ein Ermittler der spanischen Polizei der Zeitung As. TOM MUSTROPH