leserinnenbriefe
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Staatsraison entscheidet?

■ betr.: „Wie gibt man eigentlich sein Bundesverdienstkreuz zurück?“, taz vom 4. 8. 09

Micha Brumlik spricht sich dafür aus, dass sich der Auswärtige Ausschuss des Bundestages mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Felicia Langer befasst, weil außenpolitische Interessen der BRD berührt würden. Damit ordnet er die Auszeichnung von BürgerInnen für ihr Engagement in Menschenrechtsfragen ausdrücklich den außenpolitischen Interessen der BRD unter. Der Bundespräsident dürfte demnach solche Personen nicht mehr ehren, die sich zum Beispiel für Menschenrechte in Tibet oder Tschetschenien einsetzen, wenn das voraussichtlich „unfreundliche Reaktionen“ bei den Regierungen in Peking oder Moskau hervorrufen wird. Soll Staatsraison über die Anerkennung von Verdiensten entscheiden? MARIA KÜHN-LUDEWIG, WILFRIED KÜHN, Paris

Wie dumm sind Mütter?

■ betr.: „Vier Fäuste für ein Halleluja“, taz zwei vom 11. 8. 09

Entschuldigung, aber so einen Schwachsinn hab ich ja noch nie gelesen. Wie dumm sind Mütter heutzutage eigentlich? Dass es „mitkommen“ heißt, wenn dich ein Kleinkind am Finger packt und zieht, das weiß doch jeder Laie! Und was bitte kann man „falsch machen“, wenn man sein Kind bilingual erzieht, wo man selbst Halbitalienerin ist? Und seit wann können zehn Monate alte Babys „frei entscheiden“? Und inwiefern soll dem Baby der Gebärdensprachkurs nützlich sein, wenn es später mal Sprachen lernen will? Man kann sich nur ans Hirn fassen. Diese Mütter sind anscheinend von den vielen Ratgebern derart gehirngewaschen worden, dass sie ihren gesunden Menschenverstand eingebüßt haben. Die Kleinen tun mir leid.

Die sicherste Methode, ein Kind richtig zu erziehen, ist immer noch: sich aufmerksam mit ihm beschäftigen. Nicht mit sonstigem Schnickschnack, sondern mit dem Kind. GUDRUN RUPP, Berlin

NPD gehört verboten

■ betr.: „Mügeln bleibt blind gegenüber rechts“, taz vom 10. 8. 09

Nur weil der Mann schwarz ist, wird ein CDU-MdL aus Thüringen von Nazis gejagt. Ich bin bestimmt kein CDU-Freund, aber das geht eindeutig zu weit. Sollte es nicht eher heißen: Brauchen wir eine NPD? Klare Antwort: nein. Diese Partei gehört schon lange verboten. BERND KOCH, Solingen

Das Desaster in der Asse

■ betr.: „Der Berg bewegt sich bedrohlich“, „Drei Optionen für die Schließung“, taz vom 11. 8. 09

Es ist angesichts des Desasters in der Asse und der drohenden Einsturzgefahr erstaunlich, dass das Bundesamt für Strahlenschutz sich bisher nicht auf ein Stilllegungskonzept festgelegt hat. Wenn erst mal der „worst case“ eines nicht mehr beherrschbaren Wassereinbruchs eintreten sollte, wäre schließlich eine Umlagerung innerhalb des Schachtes oder gar die Rückholung der Atommüllfässer nicht mehr möglich. Insofern sind die Befürchtungen mit der angeblichen Vorentscheidung gar nicht von der Hand zu weisen, denn je länger die Behörde zaudert, umso eher kann der „worst case“ eintreten. In Anbetracht des gefährlichen Atom- und Giftmülls, der in dem Schacht lagert, wäre damit die Gefahr der Verseuchung der umliegenden Erdoberfläche nicht auszuschließen. Jetzt nur nach den Schuldigen zu suchen ist sicher nicht das optimale Krisenmanagement. Die nahe liegenden Befürchtungen als „Wahlkampfmanöver“ zu bezeichnen ist mehr als zynisch. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Themen, die bewegen

■ betr.: „Leichtathletik-WM-Boykott“, „Der gläserner Journalist“, „Ich fühle mich belästigt, aber nie bedroht“, taz vom 13. 8. 09

Ich finde es sehr erfreulich, dass Sie aufgrund der Kontrollen für Journalisten die Leichtathletik-WM boykottieren und sich nicht alles gefallen lassen. Seien wir ehrlich, über so ein Großereignis berichten die meisten Medien, und es wird an keinem, der mehr als eine Zeitung liest, Radio hört oder es live im TV verfolgt, vorbeigehen. Als treuer taz-Leser „freue“ ich mich hingegen auf Themen, welche mich wirklich bewegen, wie zuletzt über die Vergewaltigungen im Krieg. Denn solche Themen werden woanders leider meist nur sehr oberflächlich behandelt.

ANDREAS APERGIS, Wuppertal

Neuordnung nicht in Sicht

■ betr.: „Den Wohlstand neu verteilen“, taz vom 13. 8. 09

Der Klimawandel und die Wirtschaftskrise zeigen uns doch, dass wir mit dem alten Wirtschaftssystem nach immer mehr Wachstum auf dem Holzweg sind. Doch ich erkenne bis jetzt leider nicht, dass die Industrieländer bereit sind umzudenken.Wir benötigen ein völlig neues ökologisches Denken sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wirtschaft. Dazu müssten wir bereit sein, ein neues Steuersystem einzuführen, das allen Menschen ein Grundeinkommen sichert. Das krasse Gegenbeispiel bietet die Deutsche Bank mit ihrer Expansionsstrategie. Nehmen wir das Beispiel der Bankenkrise. Ich höre in der Politik nichts mehr von einer Neuordnung der Bankenaufsicht, von der vorher die Rede war.

MARTIN BRÖMER, Iserlohn