Frauen werden richtig was wert

Die Berufung von Professorinnen zahlt sich für Hochschulen künftig aus. Gleichstellung in der Lehre gilt verstärkt als Kriterium für Geldvergabe. Da beginnen selbst Männer in der Unileitung zu rechnen

VON TINA HÜTTL

Gleichstellung ist kein sexy Thema, auch wenn es dabei um Frauen geht. Trotz Endlos-Debatten und unzähligen Förderprojekten liegt vieles noch im Argen, so dass man nur meckern kann. Und das kommt nicht gut an. Gerade im Wissenschaftsbetrieb sieht es aber düster aus: Laut der aktuell verfügbaren Statistik der Bund-Länder-Kommission (BLK) von 2004 sind gerade einmal 15,8 Prozent aller Professuren an Berliner Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Frauenhand. Dabei liegt die Stadt noch über dem Bundesdurchschnitt von mageren 11,9 Prozent. Doch genug gemeckert. In Berlin spricht einiges dafür, dass sich der Wind bald zugunsten der Frauen drehen wird.

Bei 20 Prozent liegt derzeit die von der BLK vereinbarte Zielmarke für den Frauenanteil an Professuren in Deutschland. Als eines der ersten Länder könnte Berlin sie bald erreichen, meint Inis Beeskow, Referentin für Chancengleichheit von Frauen bei der Senatswissenschaftsverwaltung. Den wichtigsten Grund für ihren Optimismus sieht sie in den kürzlich paraphierten Hochschulverträgen, die 2006 in Kraft treten. „Die Hochschulen haben mehr und mehr Interesse an einer ausgewogeneren Gleichstellung, da sie finanziell dafür belohnt werden.“

Das Zauberformel in den Verträgen lautet „leistungsbezogene Mittel“: Ab 2006 werden 30 Prozent der Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln in einen Extratopf gegeben, bisher waren es nur 15 Prozent. Vergeben wird das Geld je nach Erfüllung bestimmter Kriterien. Eines davon lautet: Wie weit ist die Gleichstellung gediehen? Je mehr Professorinnen, Berufungen von Frauen, Doktorandinnen und Absolventinnen eine Hochschule hat, desto mehr Geld bekommt sie. Obgleich das Kriterium Gleichstellung in der Wertung für diese leistungsbezogene Mittelverteilung nur zu 5 Prozent einfließt, hat es laut Mechthild Koreuber viel verändert. Die Sprecherin der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten erlebt eine komplett neues Diskussionsklima. Grund für diese Wandlung sei nur das Geld: „Endlich wird Gleichstellung nicht nur von Frauenbeauftragten an den Universitäten diskutiert“, sagt sie. Bis ins Präsidium interessierten sich die Hochschulen nun dafür, ihre Posten im hochqualifizierten Bereich ausgewogener zu besetzen.

Immerhin geht es künftig um eine zweistellige Millionensumme, die je nach Fortschrittlichkeit mehr oder weniger der einen oder anderen Uni zugeschlagen wird. Der große Gewinner im vergangenen Jahr war die Freie Universität, an der Koreuber die zentrale Frauenbeauftragte ist. „Während die Technische Universität wegen des Rückgangs ihrer Professorinnen rund 860.000 Euro an die anderen beiden Unis abgegeben hat, haben wir rund 980.000 Euro dazubekommen“, sagt sie.

In der Tat, die FU ist in vielem vorbildlich: Die Frauenquote bei den Professuren liegt mittlerweile bei 18,7 Prozent, in Zahlen sind das 75 Professorinnen, bei 325 männlichen Kollegen. An den Lehrstuhl für Geschichte und Kulturwissenschaften sind sieben Frauen in Folge berufen worden. Allerdings, so Koreuber, sieht die Sache je nach Bereich schon wieder ganz anders aus: „In den Fächern Mathematik, Physik und Informatik ist in der FU noch nie ein Lehrstuhl mit Frauen besetzt worden.“ Das liege weniger am fehlenden weiblichen Nachwuchs als an der Übermacht von männlichen Seilschaften und Strukturen. Beklagenswert bleibt die Frauenfrage also weiterhin.