berliner szenen Was Ernsthaftes tun

Am Schreibtisch

Gleich nach dem Aufstehen schreiben, aber erst mal die E-Mails. Und wo ich schon hier sitze, einen Anruf beim Steuerberater, aha, ein Reisebeleg fehlt, Fax reicht. Da hat sich das Gerät ja doch noch gelohnt. Beruhigende Mail an den Kollegen, nein, ich bin nicht beleidigt, dass er mich nicht zu seiner Veranstaltung eingeladen hat. Schnell im Internet gucken, wie sich „Rote Gewerkschaftsopposition“ schreibt, für diesen Nachruf auf die Kommunistin. Text an die Tochter der Kommunistin, hoffentlich ist sie mit allem einverstanden. Beim Verlag anrufen, Belegexemplare für den Comiczeichner anfordern, dessen Buch mich begeistert hat. Freundlich klingen, nicht beleidigt über die schlechten Umsätze, das ist nicht der Moment. Da ist ja schon die Antwort von der Kommunistin, mit Korrekturwünschen, also noch mal alles von vorn. Gleich noch die Homepage aktualisieren, die Auftrittstermine.

Mein Gott, wollte ich im Mai nicht was Ernsthaftes machen? Warum hat mich eigentlich keiner zur letzten Buchmesse eingeladen? Andererseits ja auch besser so, sonst hätte ich da ja hingemusst. Uni-Sport anmelden, zweimal die Woche Fußball, hoffentlich machen die Gelenke das mit. Bei der Gelegenheit gleich auch für den Marathon bezahlen.

Mal bei Amazon nach dem Lied von „Bright Eyes“ gucken, das gestern Nacht im Fernsehen lief. Es lässt sich nicht öffnen, da muss ich den neuen Media Player runterladen. Schnell noch für die Comic-Kritik gucken, ob es „Gitarrenhändler, ihr seid Schweine“ oder „Gitarrenverkäufer, ihr seid Schweine“ heißt, wäre doch peinlich, an der Stelle zu patzen. Jetzt wird’s aber Zeit, noch was Poetisches zu schreiben, sonst ist der Tag verloren. Obwohl, vielleicht doch erst mal Mittagsschlaf. JOCHEN SCHMIDT