Holstentor hakenkreuzfrei

Am Lübecker Wahrzeichen Nummer Eins wird ein soziokulturelles Hindernis abgebaut

Eine bessere Zugänglichkeit von Denkmälern hat gestern Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Hans-Robert Metelmann (parteilos) gefordert. Es komme nicht nur auf behindertengerechte Zugänge an. Auch „soziokulturelle Hindernisse“ gelte es abzubauen, sagte er zur Eröffnung einer internationalen Denkmalpflege-Tagung in Schwerin.

Unwahrscheinlich, dass Metelmann dabei an die Hansestadt Lübeck gedacht hat. Die liegt ja in Schleswig-Holstein. Es passt aber doch. Denn am am dortigen Wahrzeichen Nummer Eins, dem Holstentor, wird derzeit ein soziokulturelles Hindernis besonderer Art beseitigt – ein 1934 an ein Regenrohr unter der Dachrinne montiertes Hakenkreuz. Schon 1990 hatte der Stadtrat den Abbau beschlossen, berichteten gestern die „Lübecker Nachrichten“. Man habe jedoch entschieden, damit zu warten, bis das Tor ohnehin eingerüstet werde. Aus Kostengründen. Oder hatte man es zwischenzeitlich einfach vergessen? „Diese Frage“, sagt Oliver Groth, der Referent des Bürgermeisters, „kann ich auch nicht beantworten.“ Es sei nicht möglich, eine ganze Stadt im Überblick zu haben, zumal ein Regenrohr unter der Dachrinne „kein permanent zugänglicher Ort ist“. Tatsächlich befindet sich das Hakenkreuz auf 14 Meter Höhe, vom Boden ist es kaum zu erkennen. Möglich wäre, es als historische Spur zu erhalten und gegebenenfalls zu kommentieren. Doch so weit will man in Lübeck nicht gehen. „Immerhin“, so Groth, „haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, die NPD zu verbieten. Da kann man so ein Hakenkreuz nicht dulden.“ taz