Weltweite Atomproteste

ANTI AKW Schweigen in Japan, Demos in Frankreich, England und anderswo

TOKIO/PARIS/LONDON dpa/afp/dapd/taz | Um 14.46 Uhr brach die Katastrophe über Japan herein: Das ganze Land hat am Sonntag mit einer Schweigeminute und Gebeten an die Opfer der Naturkatastrophen vor einem Jahr erinnert. Am 11. März 2011 hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 Japan erschüttert. Über 19.000 Menschen starben. Die gewaltigen Erdstöße lösten einen Tsunami aus und führten zum Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi.

Landesweit gab es auch Demonstrationen gegen die Atomkraft. In Tokio bildeten 12.000 Teilnehmer eine Menschenkette um das Parlamentsgebäude. Eine Demonstrantin sagte: „Das Beben war unvermeidbar, da es sich um eine Naturkatastrophe handelte. Aber wir dürfen bei Fukushima nicht still bleiben, weil es da um eine von Menschen verursachte Katastrophe geht.“ In der Stadt Koriyama in der Präfektur Fukushima protestierten 16.000 Menschen.

In Frankreich hatten die Atomkraftgegner von „Sortir du nucléaire“ zu einer Menschenkette über 230 Kilometer von Lyon bis Avignon aufgerufen. Nach ersten Medienberichten versammelten sich mehrere tausend Demonstranten. Bereits am Samstag waren in Fessenheim 700 Personen gegen das dortige AKW auf die Straße gegangen – über die Hälfte kam aus dem angrenzenden Deutschland.

Etwa 1.000 Demonstranten blockierten ebenfalls am Samstag das britische AKW Hinkley Point. 24 Stunden lang belagerte die „Stop New Nuclear“-Allianz das Werk, um den Jahrestag von Fukushima zu begehen und gegen dort geplante neue Reaktoren zu protestieren.

In Australien, einem Land ohne eigene Atomkraftwerke, versammelten sich 500 Demonstranten vor den Zentralen der Rohstoffkonzerne Rio Tinto und BHP Billiton in Melbourne. Sie forderten die Einstellung des Uranabbaus in Australien, mit dem die Konzerne auch die japanischen Atomanlagen versorgen. Australien ist das Land mit den weltweit größten Uranreserven.

In Indien hatten Atomkraftgegner zu einem 50-Kilometer-Marsch zur Baustelle des weltgrößten AKWs in Jaitapur aufgerufen. In vielen Städten in den USA, Argentinien, Brasilien, Kanada und der Schweiz hatten Aktivisten Demonstrationen und Kundgebungen geplant.