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: Wiener Minister auf Scharpings Spuren

Auf Österreichs Finanzminister Karl-Heinz Grasser muss man keine Paparazzi ansetzen. Er sorgt schon selbst dafür, dass Fotografen im richtigen Moment zur Stelle sind. Derzeit präsentiert der 36-Jährige ihnen ganz ungeniert Frühlingsgefühle, denen auch die ungemütlichen Temperaturen in Wien nichts anhaben können. Zudem verbringt er so viel Zeit wie möglich außerhalb: So eilte er auch am vorigen Wochenende nach Capri, um den legendären Sonnenuntergang an der Seite seiner neuen Flamme zu genießen. Fiona Swarowski heißt die Angebetete, ist Multimillionärin aus dem gleichnamigen Tiroler Kristall-Konzern und Mitglied des Jetsets.

Die Verbindung füllt die Zeitungen, seit das Paar vor einigen Wochen von einer Schülergruppe auf dem Pariser Flughafen fotografiert wurde. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Grasser noch mit einer anderen verlobt und stritt eine neue Affäre ab. Doch seit er vor zwei Wochen die Verlobung offiziell gelöst hat, tut er sich keinen Zwang mehr an. Und Fiona Swarowski machte ihm im Corriere della Sera bereits eine öffentliche Liebeserklärung.

Selbst seriöse Blätter wollen ihren Lesern Fotos von Grasser in Badehose mit Panther-Muster nicht vorenthalten. Doch: „Was darf eigentlich ein Finanzminister?“, fragt die Gratiszeitung Heute ihre Leser mit der Bitte um Zuschriften. Die Affäre weckt Erinnerungen an den Fall des früheren deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping (SPD), dessen Abschied aus dem Kabinett mit Badefotos auf Mallorca eingeleitet wurde.

Grasser hatte schon immer einen Hang zur Selbstinszenierung. So ließ er sich seine Homepage mit 283.000 Euro vom Industriellenverband sponsern. Kinderfotos entfernte der eitle Minister aber erst, als die Frage auftauchte, warum für die Spende keine Schenkungssteuer anfiele. 2002 konnte die ÖVP, die den einstigen Schützling des Rechtspopulisten Haider vor den Wahlen in ihr Lager zog, mit dem feschen Grasser noch punkten. Doch was die Homepage-Affäre, schlampige Budgets oder exorbitante Repräsentationsausgaben nicht erreichten, könnte nun das Capri-Abenteuer eingeleitet haben. Inzwischen wird Grasser in der Umgebung von Bundeskanzler Schüssel als Belastung gesehen. Es wird offen darüber nachgedacht, wohin man den Mann vor der nächsten Wahl wegloben könnte.

RALF LEONHARD