US-Soldat tötet bei Amoklauf 16 Zivilisten in Kandahar

AFGHANISTAN Offizier dringt nachts in Häuser ein und erschießt Bewohner, darunter Frauen und Kinder

KABUL/BERLIN afp/rtr/taz | Ein US-Soldat hat am Sonntag in der Provinz Kandahar im Süden Afghanistans ein Blutbad unter Zivilisten angerichtet. Staatspräsident Hamid Karsai gab die Zahl der Todesopfer mit 16 an. Nach Angaben der afghanischen Regierung waren darunter neun Kinder und drei Frauen sowie ältere Männer. Allein in einem Haus fand man zehn Tote, einige von ihnen teilweise verbrannt.

Die US-Regierung geht nach eigenen Angaben von einem Einzeltäter aus. Der Soldat habe gegen 3 Uhr morgens seinen Stützpunkt im Pandschwayi-Distrikt verlassen und sei in drei Häuser eingedrungen. Dort schoss er wahllos auf die Bewohner. Anschließend kehrte er zu seinem Stützpunkt zurück, wo er festgenommen wurde. Über die Motive des Soldaten, bei dem es sich um einen Unteroffizier einer Spezialeinheit handeln soll, lagen zunächst keine Angaben vor. Man vermutet, dass er zuvor einen Nervenzusammenbruch gehabt habe. In der Region soll es jedoch in letzter Zeit nicht zu Kämpfen gekommen sein.

Die US-Botschaft forderte US-Bürger in Afghanistan zu erhöhter Vorsicht auf. Vor dem US-Stützpunkt Pandschwayi kam es am Sonntag zu Protesten. Berichte über Unruhen gab es nicht. Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums forderte laut Tolo TV die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Die Untersuchung sollte abgewartet werden.

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte, die Regierung spreche den betroffenen Familien ihr „aufrichtiges Beileid“ aus. Auch die Nato-geführte Isaf-Truppe äußerte ihr Beileid und sicherte eine Untersuchung durch US-Truppen und afghanische Behörden zu. Präsident Karsai nannte die Tat „unverzeihlich“. Es sei „Mord und Terror“, wenn US-Soldaten absichtlich afghanische Zivilisten töteten.

Die Beziehungen zwischen den USA und Afghanistan sind seit Monaten angespannt. Nach der Verbrennung von Koranausgaben durch US-Soldaten gab es im Februar tagelang Proteste, bei denen 30 Menschen getötet wurden. Im Zusammenhang damit wurden auch 6 US-Soldaten von afghanischen Kollegen getötet. Im Januar sorgte ein Internetvideo für Empörung, das zeigt, wie US-Soldaten die Leichen afghanischer Aufständischer schänden. Im November wurde in den USA der Führer eines „Kill Teams“ zu lebenslanger Haft verurteilt, der 2010 in Kandahar drei Zivilisten ermordet hatte. HAN