DIE WERBEPAUSE
: Selektive Wirklichkeit

Kommunikation ist ja immer ein Problem: zwischen Männern und Frauen, Eltern und Kindern, Autoren und Lesern – und nun eben auch zwischen Verbrauchern und Eon. Die Frage „Wie geht’s mit Energie jetzt weiter?“ ist allerdings auch nicht wirklich klargestellt, und über fehlende Artikel lässt sich sowieso immer gut streiten. Aber die beiden Sätze, die der Konzern sich als Antwort in die Anzeige schreibt, sind ein perfektes Beispiel für Werbephrasen.

Dabei hätte sich dieser Eindruck ganz einfach vermeiden lassen. Denn eben diese totale Leere des gewohnten Werbesprech würde gar nicht auffallen, erwartete der Leser nicht zu Recht die geforderte „klare Ansage“. Aber vergebens.

Dass die großen Energiekonzerne von Lobbyarbeit mehr verstehen als von aktiver Gestaltung und von der Zukunft der Energieversorgung, haben die vergangenen Jahre eindrücklich gezeigt. Die eine konkrete Aussage, die sich tatsächlich in der Anzeige findet, allerdings im vergleichsweise Kleingedruckten, stellt die Wirklichkeit dann auch nur höchst selektiv dar: Von fünf Millionen Menschen, die von Eon mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern versorgt werden, ist da die Rede (Achtung, Menschen, nicht etwa Haushalte!).

Angesichts dessen, dass die dafür angeführten 8 Milliarden Kilowattstunden sich nur auf private Haushalte beziehen und zwei Drittel des Stromverbrauchs auf Industrie und Dienstleistungen entfallen, ist das höchstens ein Minibeitrag. Die Zukunft sieht anders aus. Hoffentlich. SVENJA BERGT