Kabale und Königin komprimiert

Kontrastreiche Doppelpremiere am Leibnizplatz: „Kabale und Liebe für Zwei“ und „Lady Macbeths innerer Zirkus“

Gleich zwei Premieren klassischer Stoffe an einem einzigen Abend – mit insgesamt nur drei SchauspielerInnen auf der Bühne. Das muss der Bremer Shakespeare Company erst mal jemand nachmachen. Beim „Wochenende der Intrigen um Liebe und Macht“ brachte das Ensemble Schillers „Kabale und Liebe“ und Shakespeares „Macbeth“ auf die Bretter – das eine mehr, das andere weniger behutsam bearbeitet und den Eigenheiten des Theaters am Leibnizplatz angepasst.

Andreas Kloos’ „Spielfassung für zwei“ rafft Schillers „Kabale und Liebe“ auf flotte anderthalb Stunden, ohne den Kern des Stücks anzutasten. Im fliegenden Wechsel besetzen Petra-Janina Schulz und Thomas C. Zinke acht verschiedene Rollen. Nur wenige Kostümteile und Requisiten stehen ihnen jeweils zur Charakterisierung zur Verfügung, den Rest müssen Haltung, Gestik und Sprache transportieren. Das funktioniert so reibungslos, dass Zinke – für eine einzige kommentierende Geste – vom leidenschaftlichen Liebhaber Ferdinand zum intriganten Sekretär Wurm und zurück mutiert, ohne dafür auch nur seinen Gang verlangsamen zu müssen.

Die Inszenierung benutzt den starken Strich der Karikatur, um Bühnenfiguren wie die dümmliche Hofschranze von Kalb und den polternden Musiker Miller (beide Thomas Zinke) voneinander abzugrenzen. Ganz in Schillers Sinn: Der Stürmer und Dränger hat seinen Text selbst mit reichlich Ironie (und Zoten) garniert. Lustvoll spielen Petra-Janina Schulz und Thomas Zinke den originalen Witz in Schillers bürgerlichem Trauerspiel aus, ohne dessen tragische Momente lächerlich zu machen. Darin besteht die besondere Leistung der beiden. Schade, dass Thomas Zinke mit dieser sehenswerten Inszenierung seinen Abschied von der Bremer Shakespeare Company nimmt.

Nach einer Maibowlen-Pause dann Kontrastprogramm auf der Probebühne: Susanne Plassmann lädt ein zur Solo-Vorstellung in „Lady-Macbeths innerem Zirkus“. An eine zwanglose Revue verschiedener Zirkus-Nummern erinnert die lose Aneinanderreihung von Shakespeare-Fragmenten, Liedern und Slapstick tatsächlich ein wenig. Man sieht Lady Macbeth als vergeblich beflissene Gastgeberin durch ihre aus dem Ruder laufende Party taumeln, über das Pathos der eigenen Deklamation stolpern, gelegentlich in Lieder oder Dialekt-Einlagen ausbrechen, die Decke erdolchen, unheimlich böse schauen, mit einem Fernsehpsychologen streiten und – blockflöten. Nach einer guten Stunde heißt es: „Die Königin ist tot? Die hätte später sterben sollen!“ Stimmt nicht. Zu früh kommt dieses Ende nicht. Peter König

„Kabale und Liebe“ noch am 12. /19. Mai und 2. Juni. „Lady Macbeths innerer Zirkus“ am 27. Mai und 12./24. Juni