Länder wollen beim Abitur gemeinsame Sache machen

SCHULE Kultusministerkonferenz plant Einführung von Bildungsstandards und Aufgabensammlung

BERLIN taz | 16 Bundesländer – 16 komplett verschiedene Abis: das soll so nicht bleiben. Die Kultusministerkonferenz (KMK) plant eine Angleichung der Bildungsstandards und die Einführung einer zentralen Sammlung von Abituraufgaben. Das ist das Ergebnis einer zweitägigen Tagung der KMK in Berlin.

„Ich bin sehr froh über die Lösung“, kommentierte Ties Rabe (SPD), Präsident der KMK und Bildungssenator von Hamburg, den Beschluss. Seiner Meinung nach habe die KMK gar einen „historischen Weg“ betreten. Erster Schritt auf diesem Weg ist die Entwicklung von Bildungsstandards in den Hauptfächern Mathe, Deutsch, Englisch, Französisch. Sie werden vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) entwickelt.

Noch in diesem Jahr möchte die KMK die Standards verabschieden. 2013 folgen die Fächer Biologie, Physik und Chemie. Das IQB erstellt außerdem die Abituraufgaben für die Sammlung, aus der sich die einzelnen Bundesländer dann bedienen können. Auch die Länder selbst können Abituraufgaben einreichen, die vom IQB geprüft werden.

„Der Aufgabenpool gewährleistet, dass die Aufgaben überall gleich schwer sind. Es sind aber nicht überall die gleichen Aufgaben“, erklärt Rabe die dahinter steckende Logik. Um bessere Angleichung zu gewährleisten, bekommen die Lehrer auch ein Bewertungs- und einen Erwartungsmaßstab für die Aufgaben.

Bis das neue System Realität in deutschen Klassenzimmern ist, wird es noch eine Weile dauern. Erst im Schuljahr 2016/17 – nämlich dann, wenn der erste Abiturjahrgang nach den neuen Bildungsstandards die Oberstufe durchlaufen hat – ist es möglich, auf die Aufgabensammlung zuzugreifen.

Offen ist freilich, welchem Niveau sich die neuen Standards anpassen sollen. Dieses ist im Moment in einigen Ländern höher als in anderen. Außerdem führt auch eine gemeinsame Aufgabensammlung nicht unbedingt zu einer besseren Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Denn die Abiturergebnisse machen nur einen Teil der Abschlussnote aus.

Unklar ist auch, ob sich wirklich alle Länder für das neue System entscheiden werden. Rabe betonte am Freitag zwar, dass die Idee von allen Kultusministern Zustimmung erfahren habe, sagte aber auch, dass es sich dabei nur um ein Angebot handele. „Die Bundesländer müssen das Angebot nicht annehmen.“

Er selbst reagierte zurückhaltend auf die Frage, ob sich sein Bundesland dem neuen System anschließen werde. Hamburg hatte sich mit Bayern und vier weiteren Bundesländern zuvor bereits darauf geeinigt, eine gemeinsame Aufgabensammlung – jedoch in viel kürzerer Zeit – einzuführen. Rabe scheint dem Erfolg, den er der KMK am Freitag bescheinigte, selbst nicht zu trauen. ANNE KOARK