Vuvuzelas gegen Polizei

ZAPFENSTREICH Bei der Anti-Wulff-Demo geht die Polizei teils harsch gegen Demonstranten vor

Anfangs ist der Protest gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff noch reibungslos verlaufen. Etwa 700 Menschen standen Donnerstagabend am Ufer der Spree und taten ihren Unmut mit Vuvuzelas, Trillerpfeifen und Buhrufen kund. Eine friedliche, wenn auch lautstarke Szenerie. Dann rückten Polizisten an.

Im Pulk traten sie auf einzelne Demonstranten zu. Dann ging alles ganz schnell: Nach einem kurzen Gerangel wurde ein Mann von einer Gruppe Polizisten abgeführt. Er sollte nicht der einzige bleiben: Fünf Demonstranten wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, gegen drei wird nun ermittelt. Sie hätten sich gegen polizeiliche Maßnahmen gewehrt, sagt ein Polizeisprecher am Freitag.

„Lächerlich, absolut lächerlich“, sagte Marco S. Der 47-Jährige war zum ersten Mal auf einer Demonstration und einer der Festgenommenen. „Die Polizisten haben mich umzingelt und wollten mir die Vuvuzela wegnehmen“, berichtete er nach seiner Freilassung. „Als ich die nicht schnell genug abgeben konnte, haben sie mich zu Boden gedrückt.“ Obwohl er sich nicht gegen die Festnahme gewehrt habe. „Ich bin doch gerade deshalb hierher gekommen, weil es gewaltfrei ist!“ Jetzt wird gegen ihn wegen Widerstands gegen Vollzugsbeamte ermittelt. Dabei habe er doch gegen den eigentlichen Verbrecher protestiert.

Die Polizei verteidigt ihr Vorgehen. „Die Rechtmäßigkeit der Sicherstellung von akustischen Lärminstrumenten zum Schutz der Durchführung einer angemeldeten Festveranstaltung“ sei gerichtlich bestätigt, erklärt sie auf taz-Anfrage. Ob das Vorgehen der Beamten verhältnismäßig war, bleibt unbeantwortet.

Was die Demonstranten vom Vorgehen hielten, machten sie lautstark deutlich: „Schande, Schande“, riefen sie den Polizisten zu. Vor deren Eingreifen hatte der Ruf Wulff gegolten. KLAAS-WILHELM BRANDENBURG