Biskys ewige Nachfolgerin

Den Ruf der Konsenstante ist sie nicht mehr losgeworden

Mögen würde sie schon wollen – aber dürfen müsste sie erst mal können. So in etwa lautet die Antwort auf die Frage, ob Gabi Zimmer die Nachfolge von Lothar Bisky antritt. Ein klares Ja oder Nein, ob sie die nächste Fraktionschefin der Europäischen Linken wird, gibt es noch nicht. Biskys Vorschlag, sie solle das machen, sei „eine Tendenz“, Zimmers Chancen auf den Posten seien „groß, aber nicht sicher“, hört man aus Fraktionskreisen.

In Straßburg gehören der Fraktion Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke dreizehn nationale Mitgliedsparteien an, alle haben ein Wörtchen mitzureden. Fraktionszwang kennen die Abgeordneten nicht, Entscheidungen werden im Konsultationsverfahren getroffen. Dass es am Ende auf Gabi Zimmer hinausläuft, liegt nahe. Schließlich bilden die Deutschen mit acht Abgeordneten die größte Gruppe. Und Zimmer ist seit acht Jahren eine von ihnen.

Zuvor, um die Jahrtausendwende, war sie schon einmal die Nachfolgerin von Lothar Bisky. Gabi Zimmer hatte von ihm Ende 2000 den PDS-Vorsitz übernommen. Nur drei Jahre später musste Bisky wieder zurückkehren – nach zermürbenden innerparteilichen Kämpfen und dem Scheitern an der Fünfprozenthürde bei der Bundestagswahl 2002 hatte Zimmer ihr Amt zur Verfügung gestellt. Beim Geraer Parteitag 2002 hatte sie die Delegierten aufgerufen, ihre politische Totalopposition zugunsten einer „gestaltenden Opposition“ aufzugeben – den Ruf der profilschwachen, zurückhaltenden Konsenstante ist sie seither nicht mehr losgeworden. Seltsam, bedenkt man, um wie vieles tiefer die innerparteilichen Gräben mittlerweile sind.

Gabi Zimmer ist inzwischen 56 Jahre alt. Die Mutter zweier erwachsener Töchter hat in den Siebzigern in Leipzig Diplomdolmetscherin studiert, ihre erste Stelle fand sie im VEB Jagdwaffen Suhl. 1981 trat sie in die SED ein, zeitgleich wurde sie Redakteurin der betriebseigenen Zeitung. Von 1987 bis 1989 gehörte sie der Parteilung des Waffenwerkes an. Als die DDR wankte und unterging, gründete sie in Thüringen die SED/PDS mit. Vom Erfurter Landtag wechselte sie 1997 als Vizechefin an die Spitze der PDS. Vorsitzender war: Lothar Bisky.

Als sie wie erwähnt 2000 aus dessen Schatten trat, vermochte sie es nicht, die Flügel zu einen. Das aber sollte diesmal klappen. Im Europaparlament gehören der Fraktion 34 Abgeordnete an.

ANJA MAIER