Feiern mit Kölsch

Mit dem 85:75-Pokalsieg gegen Bonn holen sich Kölns Basketballer Selbstvertrauen für die Play-offs um den Titel

FRANKFURT taz ■ Die Uhr zeigte noch eine Minute und 40 Sekunden im Finale um den deutschen Basketball-Pokal, RheinEnergie Köln war gegen Bonn beim Stande von 78:67 in Ballbesitz, da gab Marko Pesic das erste Siegeszeichen in Richtung Bank: die einfache Becker-Faust, von einem Urschrei untermalt. Er hatte zuvor den Rebound geholt, den Ball abgespielt und war gar nicht mehr mitgelaufen. „Das war heute mein elfter Titel, ich habe Erfahrung im Feiern“, sagte Pesic später, „ich weiß, wann man anfangen kann zu jubeln.“

Und wie es schien, wollte der 28-Jährige an diesem Sonntag in der Frankfurter Ballsporthalle gar nicht mehr damit aufhören. Die beiden verwandelten Freiwürfe zum 82:71 bejubelte er mit der doppelten Beckerfaust, und 15 Sekunden vor Schluss fing er schon an, alle greifbaren Spieler zu umarmen, egal ob sie noch auf dem Feld standen oder nur vor der Bank: „Ich wollte unbedingt Pokalsieger werden, denn es haben nicht viele Spieler geschafft, Titel mit zwei verschiedenen Vereinen zu gewinnen“, erklärte der deutsche Nationalspieler mit jugoslawischen Wurzeln.

Zehn Titel hatte Marko Pesic in seinen zwei mal vier Jahren bei Alba Berlin gewonnen, die von einem einjährigen Gastspiel bei Iraklis Saloniki unterbrochen waren. Er war sechsmal deutscher Meister und viermal Pokalsieger. Nach dem titellosen Jahr 2004 wollte der Sohn des früheren deutschen Nationaltrainers Svetislav Pesic dann eigentlich nach Spanien wechseln. Doch der Papa überzeugte ihn, nach Köln zu gehen.

Spätestens nach dem weitgehend ungefährdeten 85:75-Finalsieg des Cupverteidigers scheint sich der Rat des Vaters gelohnt zu haben. Und auch dessen neuer Meistertrainer Armin Andres weiß, was er an dem Guard mit der Nummer 20 hat. „Marko ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, auch wenn er nicht immer durch Punkte auffällt. Er ist der Stabilisator des Teams und neben Sasa Obradovic die Leitfigur“, schwärmte der 46 Jahre alte Coach, für den der Pokalsieg der erste große Erfolg in seiner Trainerkarriere war.

Andres hatte erst diese Saison die Nachfolge von Milan Minic angetreten und dessen Erfolg des vergangenen Jahres verteidigt. 2004 gewann RheinEnergie das Endspiel mit 80:71 gegen Gastgeber Opel Skyliners. Von einer Neuauflage des Finales waren die Frankfurter am Samstag nur drei Punkte entfernt, unterlagen aber überraschend im Halbfinale gegen die Baskets Bonn mit 81:84. Köln hatte Ludwigsburg mit 76:70 ausgeschaltet. Das Spiel um Platz 3 gewann Ludwigsburg mit 91:67 gegen Frankfurt.

Im rheinischen Finale am Main dominierten dann von Anfang an die Bonner – allerdings nur, was die Unterstützung auf den Rängen anging. Unter den knapp 4.000 Zuschauern in der Ballsporthalle stachen rund 1.000 magentafarbene Anhänger der Baskets ins Auge. Dagegen konnten die etwa 400 rot-weißen Kölner nicht anstinken, und auch die jeweils orange gekleideten Zuschauergrüppchen aus Ludwigsburg und Frankfurt nahmen es weder optisch noch stimmlich mit den Bonnern auf. Folgerichtig gewannen die Bonner bei ihrem Saisonhöhepunkt den Fan-Pokal.

Auf dem Feld lagen die bei den Play-offs um die deutsche Meisterschaft als Vorrunden-Neunter nicht mehr beschäftigten Männer aus dem Bundesdorf dagegen nur in den ersten zwölf Minuten (29:29) gleichauf. Dann zogen die Kölner davon. Ein Vorsprung, der bis zum Ende des Spiels hielt. „Wir haben enorm unter Druck gestanden und gezeigt, dass wir damit umgehen können“, sagte Marko Pesic anschließend. Er selbst zelebrierte den letzten Ballkontakt, als er die Kugel in der Schlusssekunde in hohem Bogen in Block A der Ballsporthalle pfefferte, sehr zur Freude des Kölner Anhangs.

Während später in der Kölner Kabine mit Kölsch aus der Flasche gefeiert wurde, stand Pesic im Kabinengang und diktierte schon sein nächstes Ziel: Titel Nummer 12. Am Sonntag beginnen die Play-offs. „Alba ist Favorit, alle anderen sind gleich“, meint der Exberliner, dessen Kölner im Viertelfinale auf Gießen treffen. „Wir werden kämpfen, um zu siegen“, gab er als Parole aus. Und sollte es dann Zeit zum Feiern sein, ist auch klar, wer das Signal gibt. ACHIM DREIS