Razzia im Pressehaus

SCHWARZLÖHNE Zollfahnder haben am Montag die Räume der Zustellgesellschaft der „Nordwest-Zeitung“ in Oldenburg durchsucht. Laut Staatsanwaltschaft sollen dort Arbeitnehmer illegal beschäftigt worden sein

Über fiktive Angestellte sollen „Schwarzlöhne“ abgerechnet worden sein

Ohne die Redaktion verlassen zu müssen, sind Journalisten der Nordwest-Zeitung (NWZ) am Montagvormittag Zeuge einer Razzia geworden: Oldenburger Zollfahnder haben die Räume der Zustellgesellschaft (ZG) der Regionalzeitung durchsucht. Die ZG ist eine Tochtergesellschaft der Nordwest-Zeitungs-Verlagsgesellschaft und sitzt auch im NWZ-Pressehaus. Über fiktive Angestellte sollen „Schwarzlöhne“ abgerechnet und damit Sozialversicherungsbeiträge illegal einbehalten worden sein, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Oldenburg.

Die Zustellgesellschaft beschäftigt etwa 1.300 MitarbeiterInnen, die die NWZ in deren Kern-Verbreitungsgebiet verteilen – von Wangerooge bis Vechta, von der Wesermarsch bis ins Ammerland. Ihr Geschäftsführer, Jörg Hoffmann, war für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. In einer Mitteilung richtete sich jedoch die Geschäftsführung der NWZ an alle MitarbeiterInnen: Sie gehe davon aus, dass die Vorwürfe fallen gelassen würden. Eine kürzliche externe Wirtschaftsprüfung hätten keine Beanstandungen ergeben. „Für uns als Gesellschafter der NWZ-Zustellgesellschaft ist gesetzeskonformes Verhalten unserer Tochtergesellschaften Grundvoraussetzung“, heißt es in der Mitteilung. Zu den Ermittlungen sei es Aufgrund von Aussagen eines ZG-Mitarbeiters und eines ehemaligen freien Spediteurs gekommen. „In erheblichem Ausmaß“ seien Personalakten und Computerdateien beschlagnahmt und kopiert worden.

Ob die NWZ-Redakteure von den Geschehnissen im Haus überhaupt berichten werden, bleibt abzuwarten. Nachdem die NWZ Ende Juli 2011 die Tarifbindung verlies, kämpfen die Beschäftigten für einen Haustarifvertrag, damit auch den Journalisten, die bislang in der hauseigenen Leiharbeitsfirma beschäftigt sind, höhere Löhne gezahlt werden. Aus der NWZ zumindest erfuhren die Oldenburger davon bislang nichts – die NWZ hat dort das Monopol. JPB