Zeche löhnt für Wasserschutz

NIEDERRHEIN taz ■ Der Poker ums Dinslakener Trinkwasser geht in die letzte Runde. Die Stadt Dinslaken und die Deutsche Steinkohle (DSK) haben sich am „Runden Tisch“ in Düsseldorf auf eine Vereinbarung verständigt: Die DSK verpflichtet sich demnach, die Zeche Walsum Anfang 2009 zu schließen. Bis dahin soll zudem eine Trinkwasseraufbereitungsanlage und eine Dichtwand errichtet werden. Laut DSK werde die Zeche Walsum in den kommenden zwei Monaten am Bauabschnitt still stehen.

Über die Vereinbarung entscheidet der Dinslakener Rat am 10. Mai: „Wir stehen unter einem irren Zeitdruck“, kritisierte FDP-Ratsherr Helmut Minzenmay bei einer Veranstaltung am Mittwoch im Dinslakener Rathaus. Die Baukosten von etwa 21 Millionen Euro seien „erschütternd“, sagte die Dinslakener CDU-Vorsitzende Renate Seidel: „Und das bei einer Restlaufzeit von drei Jahren Bergbau“, so Seidel.

Der Spielraum für die Stadt ist eng. Das machte der Staatssekretär im Umweltministerium, Harald Friedrich, deutlich. Bei einem Nein stünde die Stadt deutlich schlechter da: Die DSK sei nicht zu Aufbereitung und Dichtwand zugleich zu verpflichten. „Das ist Erpressung“, rief eine Zuhörerin am Mittwoch. „Das Wort verbietet sich“, sagte DSK-Chefmarkscheider Emanuel Grün, es liege ein Angebot vor, dass „für alle eine Win-Win-Situation bringt“. Dinslakens Bürgermeisterin Sabine Weiss (CDU) sagte: „Wenn denn weiter Kohle abgebaut wird, wie die Landesregierung dies offensichtlich will, dann haben wir tatsächlich das Optimale herausgeholt.“

Der Naturschutzbund NABU und die Bürgerinitiative Bergbau-Betroffener (BiB) lehnen den Kompromiss ab: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass es nie zu dieser Dichtwand kommen wird“, meint BiB-Chef Klaus Friedrichs. „Die Steinkohle hat sich in der Vergangenheit nie an Absprachen gehalten“, sagt Hannelie Steinhoff vom NABU: „Der Verzicht auf eine Klage ist ein Freibrief.“ NRW-Energieminister Axel Horstmann (SPD) ist weiterhin sicher, dass Dinslaken einlenkt: „Alles andere würde bedeuten, dass wir suboptimale Lösungen realisieren müssten.“ ALEXANDER FLORIÉ