Einer mit Tiefgang

Es waren die Dokumentarfilme von Jean-Michel Cousteau, die ihn zum Meer führten. Die Tiefe, der Amazonas, „da wusste ich, ich muss was mit Meer machen“, sagt Ulf Riebesell. Er entschied sich, Ozeanographie zu studieren: Meereskunde. Die Telefonverbindung wird mehrfach unterbrochen, Riebesell sitzt im Zug zu einer Tagung, der 52-Jährige ist mittlerweile ein gefragter Mann. Als Kieler Professor für Biologische Ozeanographie mehrfach preisgekrönt: Am Montag hat er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2012 entgegengenommen. „Für seine Forschungen zum Ozeanwandel, einer der weitreichendsten Begleit- und Folgeerscheinungen des vom Menschen verursachten Klimawandels“, begründet die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Riebesell versucht in seiner Forschungsarbeit zu verstehen, inwiefern der Klimawandel die Ozeane und die dort lebenden Organismen verändert. Denn ein Drittel des stetig wachsenden Kohlendioxid-Ausstoßes löst sich als Kohlensäure im Meer. Die Folge: Die Meere werden sauer, es entstehen sauerstoffarme Zonen, „Todeszonen“, sagt Riebesell. Todeszonen, in denen ganze Ökosysteme verloren gehen. Es wirkt ansteckend, wie er erzählt, von seinen Expeditionen zum Beispiel. Zuletzt war er mit einem amerikanischen Forschungsteam vor Hawaii, er hat riesige Reagenzgläser in die Tiefe gelassen, um im Stundentakt die Veränderungen der Kulturen zu messen.

Heißt es also, ein Meeresforscher hält einfach in aller Seelenruhe fest, wie die Ozeane vor die Hunde gehen? „Nein“, nun wird Riebesell lauter, „es ist meine Verantwortung, auch Handlungsanweisungen zu geben.“ Global betrachtet, gebe es aber nur eine Lösung: Runter mit den CO2-Emissionen – überall. Mit dem Preisgeld von 2,5 Millionen Euro will er in den kommenden Jahren unter anderem eine Expedition nach Peru realisieren. Denn obwohl sich die größten Todeszonen an den Westküsten der großen Kontinente finden, gab es für diese Expedition bisher keine Fördergelder. EMS