69 Prozent für Gauck

UMFRAGE PEN-Präsident Strasser hält die Nominierung des 72-Jährigen für einen „Glücksfall“

BERLIN taz/rtr/epd | Mehr als zwei Drittel der Deutschen haben sich für eine Wahl Joachim Gaucks zum Bundespräsidenten ausgesprochen. Laut einer Blitzumfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer finden 69 Prozent einen möglichen Bundespräsidenten Gauck gut. Gegen die Nominierung sind demnach 16 Prozent, und 15 Prozent haben dazu keine Meinung. Für die Extra-Ausgabe des Politbarometers waren am Montag 1.122 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch befragt worden.

Der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland, Johano Strasser, bezeichnet den Kandidaten Gauck als Glücksfall. „Er hat eine imponierende Vita vorzuweisen, in der das Engagement für die Freiheit zentral ist“, sagte Strasser in Berg am Starnberger See.

Wenn Gauck sich „nun auch noch der sozialen Themen etwas mehr annehmen könnte, wenn er die Integration der Muslime zu seinem Anliegen machte und die beschämende Abhängigkeit demokratischer Staaten von den Herren des Finanzmarktes als Freiheitsproblem begreift, dann kann er ein idealer Bundespräsident sein“. Es sei „ein Glücksfall, dass Frau Merkel in letzter Minute eine Kehrtwende gemacht hat und Union, FDP, SPD und Grüne einen gemeinsamen Kandidaten präsentieren konnten. Und es ist ein weiterer Glücksfall, dass dieser Kandidat Joachim Gauck ist.“ Strasser zeigte sich zuversichtlich, dass Gauck seinen zentralen Freiheitsgedanken in seiner Amtszeit ausweiten kann. „Ich glaube, er hat sich zu sehr konzentriert auf einen Aspekt der Freiheitsfrage. Ich bin aber ganz sicher, dass er – weil er ja ein kluger und denkender Mensch ist – den Zusammenhang sieht, dass soziale Vernachlässigung von Menschen auch ein Freiheitsproblem ist und dass durch Machtkonzentration im Finanzbereich eine zunehmende Aushöhlung der Demokratie stattfindet.“

Konservative Kreise stoßen sich derweil an Gaucks Privatleben: Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis forderte den Kandidaten auf, „so schnell wie möglich“ seine Lebensgefährtin Daniela Schadt zu heiraten, mit der er seit Jahren zusammenlebt. Gauck ist bereits verheiratet – aber mit einer anderen Frau, von der er noch nicht geschieden ist. Politiker von SPD und Grünen wiesen diese Forderung zurück.