Jörg Haider wirbt für Ryanair

Der österreichische Landeshauptmann Jörg Haider tourt für Kärnten durch Deutschland und wirft sich jetzt auch für Billigflüge in sein Heimatland ins Zeug

FRANKFURT taz ■ Kärnten lockt deutsche Touristen mit seinen 1.200 Seen und dem fast schon mediterranen Klima. Unternehmer freuen sich dort über Gewerbesteuern etwa in Höhe der Ticketpreise der irischen Billigfluglinie Ryanair, die jetzt die Stadt Klagenfurt in Kärnten auch vom Flughafen Hahn im Hunsrück aus anfliegt – bis Ende Juni im Rahmen einer Sonderaktion noch für knapp zwei Euro (plus Steuern).

Für die Billigflüge nach Klagenfurt wirbt der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (55), Führer der von ihm selbst ins Leben gerufenen „Bewegung Zukunft Österreich“ (BZÖ), der Nachfolgeorganisation der einst auch von Haider geführten FPÖ. Ein „Befreiungsschlag“ sei die Gründung der BZÖ gewesen, sagt Haiders Referent Stefan Petznek. Denn zurück bei der FPÖ seien nur die „Grantler“ und die „ganz Rechten“ geblieben. Alle anderen – auch die Bundesregierungs- und Nationalratsmitglieder – hätten sich spontan unter Haiders neuer, orangefarbener Flagge in die BZÖ integriert. Dass Haider kein Rechtspopulist sei, habe sich inzwischen doch längst überall herumgesprochen, „nur in Deutschland noch nicht“, so Petznek.

Für Sozialdemokraten in Deutschland bleibt Haider dagegen ein rotes Tuch und für Grüne und Freie Demokraten auch. Zur Feier „Flug(s) nach Kärnten“ wollte kein eingeladener Vertreter der Landesregierung von Rheinland-Pfalz kommen. Auch in Mannheim hatten Kommunalpolitiker aus den Reihen von SPD, Grünen und FDP angekündigt, den für den späten Nachmittag geplanten Auftritt Haiders vor mittelständischen Unternehmern aus der Region zu boykottieren.

Auf dem Flughafen Hahn gelang es Haider nicht, zu vermitteln, dass ihn die Abwesenheit der deutschen Landes- und Kommunalpolitiker bei seinem Werben für „mein schönes Kärnten, mit seiner ganzen Tradition und dem Brauchtum“, nicht kratze, weil es ihm ohnehin nur um Gespräche mit potenziellen Investoren gehe.

Deutsche Unternehmer, sagte Haider grinsend, würden sich doch nur im Ausland – und gerade in Kärnten – ansiedeln, weil sie sich in Deutschland von der Regierung und den Parteien „schlecht behandelt“ fühlten. Deshalb begebe er sich auch nicht mehr in die „Niederungen der deutschen Parteipolitik“, denn dort gehe es „trübe genug“ zu. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT