Griechische Verstimmung

EUROKRISE Zoff zwischen Athen und Berlin: Präsident Karolos Papoulias ist sauer auf Wolfgang Schäuble

BERLIN dpa/taz | Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat in mehreren Interviews Griechenland mit einem Fass ohne Boden verglichen. „Europa muss funktionieren“, sagte er gegenüber der Märkischen Allgemeinen, „aber das Fass muss einen Boden haben.“ Im Fall Griechenland jedoch müsse noch daran gearbeitet werden, „dass der Boden hinreichend dicht ist“.

Seine Ausdrucksweise hat zu massiven Verstimmungen zwischen Berlin und Athen geführt. Griechenlands Präsident Karolos Papoulias empörte sich über die harte Haltung Deutschlands. „Ich akzeptiere es als Grieche nicht, dass mein Land von Herrn Schäuble beleidigt wird“, polterte der 82-Jährige. „Wer ist denn Herr Schäuble, der Griechenland beleidigen kann?“ Papoulias hat als junger Mann gegen die Nazi-Besetzung Griechenlands gekämpft. Er lebte während der griechischen Obristenjunta von 1967 bis 1974 im Exil in Deutschland, wo er Jura studierte. Angesichts der drohenden Staatspleite verzichtet Papoulias auf unbestimmte Zeit auf sein Gehalt.

Während der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses Wolfgang Bosbach (CDU) sagt, Schäuble habe „in der Sache recht“, kritisiert die Linkspartei den Finanzminister scharf. Alexander Ulrich, Obmann im EU-Ausschuss, sagt, Schäuble schüre „die gängigen Ressentiments gegenüber der griechischen Bevölkerung, sie würden zu wenige Sparmaßnahmen ergreifen“. Der Finanzminister mache „für die Kanzlerin die Drecksarbeit und predigt europäische Entsolidarisierung“. AM