„Recyclingpapier ist out“

Geschäfte bieten nur „normale“ Schulhefte an

ist Klimareferent bei der Verbraucherzentrale Bremen und Politikwissenschaftler.

taz: Herr Birkhan, elf von 16 getesteten Geschäften bieten keine Schulhefte aus Recyclingpapier an. Hat Sie das überrascht?

Jörgen Birkhan: Ja, obwohl ich die Zahlen kannte: 1990 waren noch 70 Prozent aller benutzten Hefte aus Recyclingpapier, heute sind es fünf bis zehn.

Vielleicht kosten die zu viel?

In der Herstellung sind sie billiger, weil nur halb so viel Energie eingesetzt werden muss. Aber wenn ein Discounter riesige Mengen einkauft, dann kann er natürlich das „normale“ Papier sehr günstig anbieten. Bei Karstadt, neben der Robin-Wood-Filiale das einzige Geschäft mit einem ausreichenden Sortiment, sind die Recycling-Hefte sogar etwas günstiger.

Dafür kaufen die Leute holzfrei und chlorfrei gebleicht …

Mag sein, dass sich viele von diesen Begriffen beruhigen lassen. Aber „holzfrei“ ist irreführend. Bei der Papierherstellung werden die Holzstoffe des Baums nicht verwendet, sondern stets nur die Zellulose. Und auch für chlorfreies Papier wird gerodet und das Klima stärker belastet als bei Recyclingpapier.

Vielleicht mögen viele auf dem Grau nicht schreiben?

Aber es ist doch nur noch wenig dunkler und in der Qualität mittlerweile genau so gut. Ich weiß, früher konnte man mit Füller nicht darauf schreiben, aber das geht jetzt auch.

Ist die Auswahl nur bei Schulheften so schlecht?

Nein. Bei Schulheften ist es aber besonders auffällig, weil es eben so viele verschiedene Formate gibt. Vokabelhefte, kariert mit Rand, ohne Rand… Da hilft es nicht, wenn man nur ein paar im Laden hat. INTERVIEW: EIB

Informationen für Käufer und Verkäufer: Verbraucherzentrale, Altenweg 4, 10 bis 16 Uhr.