„Kinder schmecken schlecht“

Schlemmen für Langsame beim Schneckentreff

handelt mit Gemüse und Ökoprodukten. Davor war er Chemiefacharbeiter, Diakon und Erzieher. Bei Slow Food ist er seit über zehn Jahren.

taz: Herr Riedl, traditionell bremische Restaurants sind rar, oder?

Gernot Riedl: Ja, eine frische, gute und gleichzeitig bezahlbare Küche gibt’s in Bremen leider kaum. Nach dem Slow Food-Prinzip sollte Essen nachhaltig, fair und gut sein. Für die Gastronomie bedeutet das, dass man Lebensmittel aus biologischem Anbau oder der Region anbieten sollte. Aber leider kaufen die meisten Restaurants ihr Zeug vom Großhändler – dann gibt’s Schnitzel aus dem Tiefkühlfach der Metro. Kein Wunder, dass den Menschen das Bewusstsein für Qualität und guten Geschmack fehlt.

Dafür gibt’s jetzt Slow Food-Geschmackserziehung in Bremer Schulen?

Ja, wir haben ein paar Schulgärten angelegt. Die Kinder können Gemüse pflanzen, kochen und essen. Wichtig ist auch, dass sie etwa verschiedene Tomatensorten kennen lernen und die Geschmacksunterschiede feststellen können. Viele deutsche Kinder schmecken schlecht – sie haben es nie gelernt.

Kinder von Eltern mit niedrigem Einkommen?

Dieses Geldgerede ist doch Quatsch. Auch mit einem niedrigen Einkommen kann man gutes Essen kaufen, wenn man weiß, wie. Slow Food bietet auch Kochkurse für Hartz-IV-Empfänger an. Die Leute müssen einfach aufhören, so viele Lebensmittel wegzuwerfen. Viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass man das Kraut der Roten Beete großartig für Suppen oder Salate verwenden kann. Die schmeißen das in den Müll.

Interview: Gesa Koch-Weser

Schneckentreff, 19.30 Uhr, „Kleiner Olymp“, Hinter der Holzpforte 20