LESERINNENBRIEFE
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Wer wirklich gerettet werden soll

■ betr.: „Griechenland im Teufelskreis“, taz vom 8. 2. 12

Im Rückblick wird immer klarer, dass es zu keiner Zeit darum gegangen ist, „Griechenland zu retten“. Schon die erste staatliche Unterstützung vor vier Jahren hatte Frau Merkel mit einer Zusage zu einem millionenschweren Rüstungsgeschäft verknüpft. Dabei gehört doch gerade das Zurückfahren der Rüstungsimporte zu den sinnvollen Maßnahmen, um einen Staatshaushalt zu sanieren, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Auch das anschließende Kürzen der staatlichen Investitionen und die Massenentlassungen mussten zu einem Zusammenbruch aller steuerlichen Einnahmen Griechenlands führen. Warum aber wird nun immer häufiger von Schuldenschnitten und Staatspleite gesprochen, die vor wenigen Jahren noch rigoros ausgeschlossen wurden? Nun, in der Zwischenzeit haben die Staaten und staatlichen Institute die Mehrzahl der griechischen Schuldverschreibungen ihren privaten Banken abgekauft. Ein Schuldenschnitt wie auch ein Staatsbankrott gehen nun vor allem zulasten der Steuerzahler. Und damit wäre man bei denen, die mit den Milliarden von Steuergeldern von Frau Merkel wirklich gerettet werden sollen: Die Finanzinstitute und Großbanken. KURT LENNARTZ, Aachen

Dieser Vorgang ist ein Verbrechen

■ betr.: „Jetzt reicht’s, Griechen! Genug gespart!“, taz v. 8. 2. 12

Anstatt Griechenland in eine gelenkte Insolvenz zu überführen, wird stur an dem Verbleib Griechenlands im Euroraum festgehalten, wohl um eigene gravierende Fehler nicht zugeben zu müssen. Wäre Griechenland zu Beginn der Krise zur Drachme zurückgekehrt, würde es heute wieder wirtschaftlich gesundet sein, ein Vorgang, der bisher schon in anderen Ländern gut funktioniert hat. Und auch Europa würde besser dastehen. Wenn man jetzt auch noch beabsichtigt, die eingehenden griechischen Steuergelder, die erheblich geringer sind als die Staatsausgaben, auf einem Sperrkonto zu blockieren, werden damit nur verantwortungslos spekulierende Banken befriedigt, ohne dass dem griechischen Volk geholfen wird. Dieser Vorgang ist ein Verbrechen am griechischen Volk, das von den sogenannten Eurorettungsschirmen sowieso nichts abbekommen hat. Griechenland und Europa können nur noch gerettet werden ,wenn man diese unfähigen Politiker samt ihrem unqualifizierten Anhang sofort in die Wüste schickt. HERBERT GAISER, München

Mehr Hilfe, mehr Schulden

■ betr.: „Nur Großzügigkeit hilft noch“, taz vom 8. 2. 12

Im Kommentar weist Ulrike Herrmann darauf hin, dass die Griechen nicht alle EU-Mittel abgerufen hätten, die für sie reserviert waren. Dies war jedoch kein Nachteil für die Griechen! In den letzten zehn bis 20 Jahren wurde in Griechenland unglaublich viel mit EU-Geldern gebaut und finanziert. Mehr als 50.000 Kilometer Straße wurden asphaltiert, die Brücke zwischen dem Peloponnes und dem Festland wurde errichtet, archäologische Denkmäler wurden restauriert, historische Kongresse organisiert. Die EU-Hilfe konstituierte eine Art Konsumzwang, denn 75 Prozent zahlte die EU, 25 Prozent Griechenland selbst, was das Land in die Knie gezwungen hat. So begrüßenswert und zweckmäßig obige Projekte nämlich waren – kapitalistisch betrachtet waren und sind sie kurz und mittelfristig unrentabel. Die EU wusste das, hat aber dennoch bezahlt. Für Griechenland bedeutet das: Je mehr Hilfe, desto mehr Schulden. Total absurd sind zudem Griechenlands Rüstungskosten. Auch diese Ausgaben sind vielen willkommen. Es ist nicht zufällig, dass die EU sie nicht anprangert. ANTONIS RIZOS, Bochum