DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Aus der Bahn geworfen“

PEINLICH? MDR verkauft sein Fernsehballett. Warum, erklärt der zuständige Geschäftsführer Geißler

taz: Herr Geißler, früher galt das Fernsehballett als das „Flaggschiff“ der Fernsehunterhaltung des DDR-Fernsehens – sogar die Westzuschauer waren neidisch. Warum trennt sich der MDR jetzt davon?

Uwe Geißler: Dafür gab es unternehmerische und strategische Gründe. Es gibt eine neue Führung innerhalb des MDR, und nun erfolgt eine Kerngeschäftsfeldbereinigung. Wir wollten sehen, wo es Optimierungsbedarf in unserem gesamten Portfolio gibt. Mit unserem Partner Bavaria wollen wir uns auf Film-, Fernsehproduktion und Dienstleistung konzentrieren, auf den Regionalbezug, auf Informationssendungen – Magazine, Reportagen. Das musste zu Lasten eines anderen Bereiches geschehen. Das Wachstumspotenzial für das Fernsehballett hat uns gefehlt. Außerdem hat das Ballett in den letzten zwei Jahren kleine Verluste gemacht.

Wie kann denn das Fernsehballett ohne das Geld vom MDR leben?

Das muss es nicht. Die großen MDR- und ARD-Shows werden weiter mit dem Fernsehballett bestückt, es wird nur etwas zurückgefahren. Der MDR wird nur als Auftraggeber des Fernsehballetts auftreten, aber nicht als mittelbarer Gesellschafter.

Hängt es damit zusammen, dass das Fernsehballett im letzten Jahr vor Tschetscheniens Diktator getanzt hat?

Gute Frage, dazu sage ich eindeutig Nein. Wir hatten zwar das Fernsehballett immer als Image-Multiplikator für den MDR gesehen, und dieser Vorfall hat uns ganz schön aus der Bahn geworfen. Aber unternehmerisch war das nicht Bestandteil unserer Entscheidung, sondern lediglich: machen die Gesellschaften Gewinne und haben sie eine Perspektive? Der Künstlermanager Peter Wolf, dem das Fernsehballett künftig mehrheitlich gehört, kann einen größeren Aktionsradius bedienen. Das Deutsche Fernsehballett ist eine Traditionsmarke. Unser Ziel war, ihm eine neue Zukunft zu geben.

INTERVIEW: ANNA FRENYO

Uwe Geißler ist Geschäftsführer der MDR-Tochter Drefa Media Holding