Die Wachsende

Midyatli – der Name sieht ein bisschen kompliziert aus, ist aber einfach zu sprechen, der Vorname Serpil sowieso. Eine Weile dauerte es dennoch, bis die Abgeordneten des Kieler Landtags den Namen ihrer neuen Kollegin fehlerfrei über die Lippen bekamen. Das hat sich geändert: Midyatli, die 2009 für die SPD ins Parlament einzog, hat sich nicht mit der Hinterbank begnügt. Die 1975 geborene Kielerin kümmert sich um Jugendpolitik, Datenschutz, sitzt im Innen- und Rechtsausschuss und gilt als Fachfrau für Integration und Flüchtlingspolitik.

Am Wochenende wählte der SPD-Parteitag sie auf Platz zwei der Landesliste, zwischen die Alphamänner Torsten Albig und Ralf Stegner. Eine Blitzkarriere für die 36-Jährige, die vor zwölf Jahren in die SPD eintrat, ab 2003 im Ortsbeirat des Kieler Stadtteils Gaarden saß und 2007 in den Landesparteivorstand gewählt wurde.

Zur Politik kam sie über eine Diskussionsrunde mit der damaligen sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Heide Simonis: Die SPD hatte Midyatli, die damals ein Restaurant leitete, auf das Podium eingeladen. „Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen“, sagt die Kielerin, die in den Brennpunktstadtteilen Gaarden und Mettenhof aufwuchs. Sie besuchte die Realschule, dann ein Wirtschaftsgymnasium. Mit ihrem Mann betrieb sie einen Kultur- und Veranstaltungsservice. Der ist heute für Catering und Service im Kieler Kulturzentrum „Räucherei“ verantwortlich, eben dort, wo Serpil Midyatli ihre erste Podiumsrunde bestritt. Das Paar hat zwei Söhne, der jüngere wurde geboren kurz bevor die Mutter in den Landtag einzog.

Serpil Midyatli ist die erste Muslimin und erste Person mit türkischen Wurzeln im Kieler Parlament. Das Thema Integration ist für sie eine Querschnittsaufgabe, für deren Gelingen auch die Zugewanderten selbst etwas leisten müssen. Wohin ihre Politik-Karriere führen wird, ist offen. Ihr Name immerhin deutet an, dass nach oben keine Grenzen sind: Serpil steht für Wachsen und Entfaltung. EST