Halbherziges Sorry

Japans Regierungschef Junichiro Koizumi entschuldigt sich für Kriegsverbrechen, vermeidet jedoch Konkreteres

JAKARTA dpa/rtr ■ Japans Premierminister Junichiro Koizumi hat sich gestern auf dem Asien-Afrika-Gipfel für die japanische Aggressionspolitik während des Zweiten Weltkriegs entschuldigt. „In der Vergangenheit hat Japan durch seine koloniale Herrschaft und Aggression den Menschen vieler Völker, vor allem in den asiatischen Ländern, furchtbaren Schaden und Leid zugefügt“, sagte Koizumi in seiner Rede.

Dabei erwähnte er keine der betroffenen Staaten namentlich. Zudem ging die Erklärung in Jakarta nicht über frühere Entschuldigungen japanischer Regierungen hinaus. Daher wird die Entschuldigung als Versuch gewertet, die antijapanische Stimmungen in China nach den Massenprotesten in den letzten Wochen zu besänftigen. Die Ansprache folgte auf schwere Vorwürfe Chinas, Koizumis Regierung verharmlose japanische Kriegsverbrechen.

Ein japanischer Außenamtssprecher sagte, Koizumis Äußerungen drückten deutlich das Bedauern seines Landes aus. „Wir sind nicht einfach reiche Leute, die Geld verteilen. Wir tun das, weil unsere ganze Haltung auf Reue gründet“, sagte Akira Chiba unter Bezug auf japanische Spenden und Entwicklungshilfe.

In den letzten Wochen war es in China zu Massenprotesten gekommen, nachdem in Japan ein Schulbuch zugelassen worden war, das nach Ansicht von Kritikern die japanischen Kriegsverbrechen verharmlost.

Ebenfalls gestern haben jedoch 80 japanische Abgeordnete den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio besucht und damit erneuten Protest hervorgerufen. Die Abgeordneten waren anlässlich des jährlichen Frühjahrsfests ein paar Stunden vor Koizumis Erklärung zu dem Schrein gepilgert, der dem Andenken von 2,5 Millionen japanischen Kriegsgefallenen dient, die dort als Götter verehrt werden – darunter auch 14 vom internationalen Kriegsverbrechertribunal in den Fünfzigerjahren als Kriegsverbrecher verurteilte Soldaten. Minister waren in der Delegation nicht vertreten. Auch Koizumi hat den Schrein seit seinem Amtsantritt im April 2001 jedes Jahr besucht.

Die japanisch-chinesischen Beziehungen sind derzeit so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Koizumi und Chinas Staatschef Hu Jintao wollen sich heute am Rande des Afrika-Asien-Gipfels zu Gesprächen treffen.