HERMANNUS PFEIFFER ÜBER DEN GEPLANTEN BÖRSENGANG VON FACEBOOK
: Kasse machen

Facebook geht an die Börse. Das Unternehmen hat der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC seinen Börsenprospekt vorgelegt – und damit erstmals Einblicke in seine Geschäftszahlen erlaubt. Und die sind beeindruckend: Die Firma erzielte im Jahr 2011 bei einem 4-Milliarden-Dollar-Umsatz einen Gewinn von 1 Milliarde.

Der Dank dafür gebührt der 800 Millionen zählenden Fan-Gemeinde des „sozialen“ Netzwerkes. 2008, als der Konzern sich mit dem Zukauf der „Erwachsenen vom Dienst“ Sheryl Sandberg (Weltbank, Unternehmensberatung McKinsey, Google) kommerzialisierte, spielten erst ein paar Millionen mit Facebook. Hätten der Techniker Zuckerberg und seine Geschäftsführerin Sandberg nicht das Kapital angelockt, würde heute ein anderes Massennetzwerk seinen Börsengang vorbereiten.

Ohne seine Nutzer wäre Facebook nichts wert. Auch an der Börse nicht. Nun wird die Aktiengesellschaft wohl nur einen geringen Prozentsatz seiner Aktien an Anleger verkaufen, aber hochgerechnet wäre der Preis für Facebook heute 75 bis 100 Milliarden Dollar. Viel, zu viel für ein Unternehmen mit einem Jahresgewinn von nur 1 Milliarde. Als das mit einem zehnfachen Umsatz gesegnete Google an die Börse marschierte, summierte sich dessen „Wert“ auf weit weniger.

Unweigerlich erinnert der Facebook-Börsengang an die Internetblase zur Jahrtausendwende. Als dann die Blase im März 2000 platzte, crashten die Börsen, Tausende Unternehmen gingen unter, die Exbosse lachten sich ins Fäustchen: Sie hatten durch Börsengänge mit ihren eigenen Aktien längst Kasse gemacht. Auch Zuckerberg und eine Reihe sehr erwachsener Finanzinvestoren, die an Facebook beteiligt sind, werden ihre Schäfchen im Trockenen haben – sie werden jetzt Kasse machen.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8