Mehr Baywatch am Badesee

BADEUNFÄLLE DLRG und blausand.de fordern höhere Sicherheitsvorkehrungen an Binnengewässern. 2008 ertranken 475 Menschen in deutschen Flüssen und Seen

VON GESA KOCH-WESER

Die Kommunen sollen sich stärker für die Absicherung und Überwachung ihrer Seen und Flüsse einsetzen. Das fordern die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Badesicherheits-Initiative blausand.de. Während die Nord- und Ostseeküsten gut abgesichert seien, ereigneten sich 90 Prozent aller Badeunfälle in unüberwachten Binnengewässern.

Anstatt für eine Bewachung der Gewässer zu sorgen, würden Gemeinden „Baden verboten“-Schilder aufstellen „um sich schadlos zu halten“, kritisiert blausand.de-Gründer Rolf Lüke. Dieses Verhalten sei grob fahrlässig. Es sei nötig, mehr WasserretterInnen im Binnenland zu motivieren. Denn während Helfer an der Küste finanzielle Unterstützung für Reise, Übernachtung und Verpflegung erhalten, arbeiten die Einsatzkräfte im Binnenland ehrenamtlich.

Martin Janssen, Pressesprecher der DLRG, kann den Mangel an RettungsschwimmerInnen nicht bestätigen. Derzeit seien zwischen 40.000 und 50.000 Wasserretter im Einsatz. Die DLRG fordert mehr Engagement von den Eigentümern der Gewässer: „Es kann nicht sein, dass man die Augen verschließt und Seen, die im Sommer stark frequentiert werden, nicht absichert“, so Janssen. Man müsse prüfen, ob die Gemeinde, der Bund, oder die Feuerwehr für ein Gewässer verantwortlich sei.

In Lohne in der niedersächsischen Gemeinde Wietmarschen kam vergangene Woche ein 84-jähriger Mann beim Baden ums Leben. Bei dem See handelt es sich um ein unüberwachtes Gewässer – ein Eigentum der Gemeinde. „Es ist gekennzeichnet, dass der See unbeaufsichtigt ist“, sagt Martin Osseforth, Vertreter des Bürgermeisters in Wietmarschen. Am Wochenende seien DLRG-WasserretterInnen vor Ort, eine dauerhafte Überwachung sei jedoch nicht möglich. „Die ehrenamtlichen Kräfte der DLRG können das nicht leisten“, so Osseforth. Nach Einschätzungen der Gemeinde und der ortsansässigen DLRG-Gruppe gebe es aber „keinen Bedarf“, den See auch unter der Woche abzusichern, so Klaus Brinker, der Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Lingen. Dennoch werde man mit der Gemeinde sprechen.

An warmen Tagen häufen sich Badeunfälle – in den Sommermonaten 2008 kamen 185 Menschen in deutschen Gewässern ums Leben, im ganzen Jahr waren es 475. Die Zahl der Badeunfälle stieg 2008, verglichen mit dem Jahr 2007, um 12,3 Prozent. Einen Zwischenstand für 2009 gibt es noch nicht. Die Länder mit vielen Badeplätzen, wie beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern, schnitten 2008 am schlechtesten ab – dort ertranken im Verhältnis zu den Einwohnern die meisten Menschen. Hamburg landete auf Platz Drei.

Wie viele der Verunglückten nicht schwimmen konnten, hat die DLRG nicht analysiert. Man bemühe sich um besseren Schwimmunterricht, denn jedes dritte Kind in Deutschland könne nicht schwimmen. Eine Hamburger Auswertung aus dem Schuljahr 2007 / 2008 bestätigt das: Ein Drittel der Hamburger Kinder verließen die Grundschule ohne das Schwimmabzeichen Bronze, dem früheren Freischwimmer.