„Der hängt nie!“

Zum Glück vorerst nur in vier Folgen: „Das geheime Leben der Spielerfrauen“ (RTL, 21.15 Uhr) vergibt die Steilvorlagen des echten Lebens

Von Patrick Bauer

Deutsche Nationalspieler liegen nackt auf einem Hotelbett und lassen sich von jeweils einer Frau befriedigen. Eine Orgie im Trainingslager. Der junge Torwart Kevin ist schockiert, denn er weiß noch nicht: Fußballer treiben es geil, geiler, am geilsten. So weit die wohl amüsanteste Szene aus dem kürzlich erschienenen „fiktiven Tatsachenroman“ namens „Alles“ – schön schmierig und grenzglaubwürdig erzählt von Bianca Illgner und ihrem Mann Bodo, dem einstigen Nationaltorhüter. Die Reihenfolge stimmt so, denn Bianca war die Königin im Kickerbussines, wie Gaby Schuster oder Martina Effenberg eine der letzten toughen Spielerfrauen, die im Fußball längst unscheinbaren Prada-Anhängseln gewichen sind. Für den drögen Bodo sowohl Managerin, Pressesprecherin und – so sagt man das in diesen Kreisen: Granate im Bett.

Wie eine Granate geht auch in der neuen RTL-Serie „Das geheime Leben der Spielerfrauen“ einiges ab. Naja, vielleicht eher kaputt. Aber das gleich von Anfang an: Da kläfft die mächtigste aller aufgebrezelten Fußballerbräute, Petra (Niki Greb), ihren Mann Mario (Ben Tewaag) an: „Wenn du ab jetzt tust, was ich dir sage, kann dein kleiner Freund in Zukunft hängen, wie er will!“ Ihr Gatte ist der große Star des Bundesliga-Vereins 1. FC Düsseldorf, will noch mehr Millionen, die Kapitänsbinde und ist soeben mal wieder fremd gegangen. Seine Antwort: „Der hängt nie!“

Gut, solch ein Satz wäre auch Bodo Illgner zuzutrauen, aber hier ist er leider nur der Start eines beschämenden Abfeierns von Genitalfixiertheit, Klischees und Wiederholungen, denn Power-Petra kämpft mit allen Bandagen und Korsagen für ihren Mann und gegen die anderen Spielerfrauen. Das hätte großes Trash-Fernsehen werden können. Aber RTL vergiebt die Steilvorlage des wirklichen Lebens. Diese höchst aufdringliche Serie arbeitet sich am Banalsten ab und scheitert dadurch auch aufs Banalste. Und eigentlich will der Fußball-Interessierte auch gar nicht wissen, was die von ihm heroisierten Bürschchen so mit ihren Blondinen anstellen. Der Mythos Spielerfrauen lebt, deshalb ja auch Mythos, vom Ungewissen. Gibt es das: Manager-Erpressung und schmutzige Bettzweikämpfe? Waren diese vom Sonnenstudio gegerbten Drachen wirklich so?

Hier langweilen sie dauerexplizit als profillose Busenwunder neben verkatert über den Trainingsplatz watschelnden Drittliga-Mimen. Dazu: Gucci, Armani, Versace. Und Versace, Armani, Gucci. Immer wieder Goldkettchen, Stretch-Limos, immer wieder Neid. Das Wellness-Center ist die Schaltzentrale des Vereins und Papparazzi stets zugegen.

Wer überspitzen will, der muss auch gekonnt karikieren. Einen Fritz aus München mit Weißbier in der Hand Vertragsverhandlungen führen zu lassen, reicht da nicht. Zumal dieser dann von der geldgierigen Gattin mit Fotos erpresst wird, die ihn bei SM-Praktiken zeigen. Flippig? Peinlich. Es fehlt Ironie, es fehlt Handlung, es fehlt: Bianca Illgner. Höchstens Calli Calmund glänzt in seinem Kurzauftritt. „Wenn’s brennt, rufste einfach an“, spricht er und schleppt sich wieder von dannen.

Natürlich darf das letzte zu Tode zitierte Fußball-Thema nicht fehlen: Sex vor dem Spiel. Der Beau des Teams wird kurz vor Anpfiff von seinem Model in eine Abstellkammer gezogen. „Komm, wir haben noch fünf Minuten“, keucht sie. Ja, lass es schnell vorbei sein.