SEX IM KINO
: Birgit ohne Hosen

Hoffentlich macht es Campino immer „mit“

Roland Emmerich hat, scheint’s, ein Problem. Warum sonst inszeniert er am laufenden Band das Ende der Welt? Der Trailer zu seinem neuen Film „2012“ lässt jedenfalls wenig Fragen offen. Alles geht in die Binsen, und John Cusack versucht mit einem kleinen Mädchen dem Inferno zu entkommen. Für wen, frage ich mich, macht der Mann seine Filme. Als Schocktherapie für potentielle Amokläufer, damit sie ihrer Zerstörungswut überdrüssig werden?

Schön dagegen ist die Werbung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – besser bekannt unter dem Motto „Mach’s mit!“. Stieß sie sonst mit Gemüsesorten auf, kann man nun im Kino die Leute zu den postkoitalen Schlachtfeldern sehen, die auf U-Bahnsteigen tapeziert sind.

Was aber nach dem Spot kommt, ist hart. Warum zum Teufel hat niemand der Filmkritikerinnen und Filmkritiker in all diesen Zeitungen darauf hingewiesen, dass, wer den schönen Film „Alle Anderen“ von Maren Ade sehen will, zuerst ein Musikvideo über sich ergehen lassen muss, in dem Campino und Birgit Minichmayr Sex haben? Will man Birgit Minichmayr beim Sex sehen? Warum nicht. Aber Campino, ich muss doch sehr bitten, unter keinen Umständen. Und schon gar nicht in dieser ehrlich-grobkörnigen Schwarz-Weiß-Videoästhetik zu einem Tote-Hosen-Song mit dem Titel „Auflösen“. Da wird man sofort wieder grenzpubertär und möchte „Ih! Sex! Bäh! Eklig!“ ins Kinodunkel rufen. Man lässt es bleiben, nimmt einen, was sag ich, drei bis zehn große Schlucke Bier und schämt sich gehörig fremd. Für alle, die an der Produktion diese Liedes und dieses Videos mitgewirkt haben.

Im Film kann man dann nochmal Birgit Minichmayr beim Sex zusehen. Diesmal allerdings unter weitaus akzeptableren Umständen. Bleibt die Hoffnung, dass Campino es immer „mit“ macht. KIRSTEN REINHARDT