Auf High Heels durch Teheran

ASYL Beratungsstellen wollen die Situation homosexueller Flüchtlinge in Berlin verbessern

Katayun Pirdawari vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin redet sich in Rage, wenn sie über die Situation homosexueller Flüchtlinge spricht: „Man muss sich das vorstellen: Da verlässt jemand seine oft gar nicht schlechten Lebensverhältnisse im Heimatland, weil er dort wegen seiner Homosexualität nicht leben kann. Und leidet dann hier weiter unter Diskriminierung: Sei es im Achtermännerzimmer im Flüchtlingsheim oder bei Behörden, denen er beweisen soll, wie schwul er ist!“

Vor allem ungenaue Bestimmungen machten die Anerkennung asylsuchender Homosexueller schwer, bestätigt Fachanwalt Dirk Siegfried. Bisher prüfe jedes Gericht im Einzelfall, ob etwa die Strafe, die im Herkunftsland auf Homosexualität steht, tatsächlich „unangemessen“ ist oder ob Verfolgung sich durch das Verbergen der sexuellen Ausrichtung vermeiden lasse: „Da wird schon mal einem gesagt, er müsse ja nicht mit rosa Stöckelschuhen durch Teheran laufen.“

Klare rechtliche Regelungen forderte Siegfried deshalb bei einer Diskussion, die der LSVD am Donnerstag zur Lage homosexueller Flüchtlinge veranstaltete. Abschaffung der Residenzpflicht lautete eine weitere Forderung. „Residenzpflicht ist schlimm für alle“, sagte der Anwalt. Doch für Lesben und Schwule sei es besonders schwer, an Orte oder Wohnheime gefesselt zu sein, wo sie weiter diskriminiert würden und Anlaufstellen fehlen.

Viele ZuhörerInnen kamen selbst von Beratungsstellen für Flüchtlinge oder Homosexuelle. Bessere Vernetzung untereinander war deshalb ein weiteres Ziel. „Misstraut keinem, der zu euch kommt und sagt, dass er wegen Homosexualität Aysl beantragen will“, bat Pirdawari die BeraterInnen: „Niemand gibt sich als lesbisch oder schwul aus, um Asyl zu bekommen.“ Dafür seien die Folgen zu dramatisch. AWI