Der Festival-Macher

Er ist stolz darauf, dass er nicht nur dirigieren, sondern auch rechnen kann: Nur 20 Prozent der Kosten des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) hat der scheidende Intendant Rolf Beck sich vom Staat geben lassen. Sogar 1,1 Millionen Rücklagen hatte er, bevor ihm das klamme Land die abschwatzte.

Dann aber begannen sie ihm die Zuschüsse zu kürzen, da muss er müde geworden sein. „Wir haben das Gefühl, dass Leistung bestraft wird“, hat er mal gesagt. Es wurmte ihn. Denn eigentlich ist Beck, der die Leitung Ende 2013 abgibt, ein Kämpfer: Er hat das SHMF nicht nur erfunden, sondern auch ein gutes Konzept ersonnen, indem er im ereignisarmen Sommer ein mit Landpartien werbendes Festival anbot. Auch hat er die Zeichen der Zeit erkannt, als die Gelder knapper wurden: Seit Jahren hat das auf Länderschwerpunkte setzende SHMF den „Spielort Hamburg“ dazugenommen – außer Konkurrenz, weil die tariflich bezahlten Profi-Orchester im Sommer Ferien haben.

Auch bei der Elbphilharmonie fackelte er nicht lange: Noch bevor deren Intendant Christoph Lieben-Seutter berufen war, hatte Orchesterchef Beck seine NDR-Sinfoniker schon als Residenzorchester dort etabliert. Beck mag zwar bärbeißig sein – aber er packt auch an, anstatt zu lamentieren. Und so hat er wohl auch seinen Abgang mit Bedacht eingefädelt: Gegen Becks Votum wäre Thomas Hengelbrock sicher nicht neuer Chefdirigent der NDR-Sinfoniker geworden. Und weil Hengelbrock ihm mindestens ebenbürtig ist und mit dem Elbphilharmonie-Intendanten schon klarkommen wird, kann Beck jetzt getrost das Feld räumen. Und sich ganz auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren. Zum Beispiel als langjähriger Dirigent des Chors der Bamberger Symphoniker. PS