kabinenpredigt
: Kiontke am Ball

Kiontke am Ball? Schön wär’s. Das war einmal, Baby. Seit Weihnachten bin ich verletzt. Erst war’s die Hüfte, dann der Arm. Der Arzt ist ratlos. Was er mir vorher in den Arm gespritzt hat, spritzt er jetzt in die Hüfte. Traumeel heißt das Zeug, geholfen hat’s bisher nichts.

Und Fußball anschauen ist nicht schön, das macht nur traurig. Neulich habe ich die Mannschaft nach dem Training besucht, in der Kneipe „Umsteiger“ an der Yorckbrücke. Diskussionsstoff: Wer wird mich ersetzen – Bobic, Burgsmüller, Kirjakow? Als wär ich tot, so reden sie über mich.

„Sag mal, ist Borussia Dortmund jetzt pleite?“ „Watt, Schalke auch?“ Na, dann geht es ja. Obwohl unsere Beiträge noch nicht komplett eingesammelt wurden für das Quartal, sind sie vom Zahlmeister schon abgeholt worden. Mannschaftskassenwart Bolten: „In der Vereinskasse waren noch 25 Euro. Sie konnten den Schiedsrichter im nächsten Punktspiel nicht bezahlen.“ Zum Geldsparen soll ich jetzt Schiedsrichter werden. Verteidiger Liesinger: „Hertha hat doch auch eigene.“ Nie im Leben.

Nachdem die hard facts abgearbeitet sind, kommen die philosophischen Themen dran. Bolten fragt: „Was passiert eigentlich, wenn man eine Mikrowelle in eine Mikrowelle stellt?“

Das kann man nur mit ausreichend Flüssigkeit diskutieren. „Machste mir noch ne Kanne?“, ruft einer nach Bier und Hans – von Hans und Michaela, die den „Umsteiger“ verantwortungsvoll leiten. Hans: „Lieber ne Kanne Loni als ne Wanne Eickel.“ Verletzt sein ist grausam. JÜRGEN KIONTKE