Die, die die Erde retten

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat 150 Jugendliche aus 10 Ländern zum Lernen und Diskutieren eingeladen – die Ergebnisse sollen dem Bundeswirtschaftsminister vorgelegt werden

VON NICOLE WELGEN

„… Und jetzt noch die Erde retten!“ steht auf dem T-Shirt von Lutz Weischer von der BUNDjugend. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) zu einem Internationalen Jugendkongress nach Berlin eingeladen. Rund 150 Interessierte sind dem Aufruf, von Donnerstag bis Sonntag im FEZ Wuhlheide zu tagen, zu diskutieren, zu beschließen und zu feiern, gefolgt. Angereist sind 13- bis 28-Jährige u. a. aus Deutschland, Großbritannien, Estland und Indonesien.

Wege der langen Anreise kommen nicht alle pünktlich. Als mehrere Studenten den Tagungsraum betreten, ist der Workshop „Hunger wird gemacht – Weltagrarhandel für EinsteigerInnen“ bereits in vollem Gange. Die Referentin Christiana Schuler, Sprecherin des Attac-Agrarnetzes, hat den rund zwanzig Teilnehmenden gerade erklärt, welche Auswirkungen EU-Exportsubventionen haben. „Überschüsse an Milch und Fleisch werden dadurch auf dem Weltmarkt zu Preisen angeboten, die unter den Erzeugerkosten der Kleinbauern in der Dritten Welt liegen.“

Die meisten Jugendlichen, die bei „Eco’n’action“ teilnehmen, beschäftigen sich nicht zum ersten Mal mit Themen wie Biopiraterie, Wasserprivatisierung und fairem Handel. Viele gehören Jugendgruppen von Nichtregierungsorganisationen (NGO) an und haben dort auch von dem Berliner Kongress erfahren.

Zwischen den Workshops, die von Mitgliedern zum Beispiel von Germanwatch oder Misereor geleitet werden, strömen die Jugendlichen in den Park hinter dem ehemaligen Pionierpalast. Hier wird nicht nur gegessen, sondern auch selbst gekocht – natürlich gemeinsam. „Wir vom „Mampfmobil“ verstehen uns nicht als Cateringunternehmen, sondern als mobile Küche“, betont einer der Gründer des Projekts, der 45-jährige Har aus den Niederlanden, der seinen Nachnamen nicht nennen will.

„Wir kochen, die Jugendlichen schneiden Gemüse oder spülen.“ Bis es am ersten Abend Essen gibt, müssen in den einzelnen Workshops noch die so genannten Forderungen formuliert werden. Später werden sie zu einer Deklaration zusammengefasst – und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) übergeben.

Die Teilnehmenden des Weltagrarhandel-Workshops haben sich auf folgende Formulierung geeinigt: „Wir sind für eine ökologische und sozialverträgliche Landwirtschaft und für weltweite Ernährungssouveränität.“ Nach Meinung der Jugendlichen soll nämlich jeder Staat das Recht haben, seine Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu bestimmen.

Christiana ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Die letzten zwei Stunden haben bewiesen, dass der Weltagrarhandel ein Thema ist, bei dem alle mitreden können.“ Noch auf dem Weg zum Abendessen wird heftig weiterdiskutiert. Manche gehen später zur Aufführung einer Berliner Improvisationstheatergruppe, andere trommeln im Park. Einige spielen im Gang mit einem Softfußball. Fair!

Nicht wie heute, wenn sich auf dem Schlossplatz beim Abschlussfestival der 1. FC Freihandel und Hungerleider 05 gegenüberstehen – wobei der Sieger schon vorher feststeht (siehe Kasten). Offen, das wollen die Jugendlichen bis zum Sonntagnachmittag bleiben, dann ist das große Abschlussplenum.