Überlebender schildert Angriff auf Reisegruppe

ÄTHIOPIEN Touristen und Wissenschaftler wurden aufgereiht und gezielt in den Kopf geschossen

BERLIN taz | Der tödliche Überfall auf europäische Reisende im Norden Äthiopiens in der Nacht zum vergangenen Dienstag wurde sehr brutal ausgeführt. Dies geht aus den Angaben des ungarischen Geologen V. hervor, der die Attacke unter dem Vulkan Erta Ale verletzt überlebte und jetzt in Äthiopien im Krankenhaus liegt. Seine Schilderung ist in einer Analyse des Hergangs und der Hintergründe des Angriffs enthalten, die der Ethnohistoriker Wolbert Smidt von der äthiopischen Universität Mekelle für die taz verfasst hat.

Demnach mussten sich die in einem Camp gastierenden ungarischen Geologen und Biologen, die durch den Angriff auf ein benachbartes Camp mit mehrheitlich deutschen Touristen aufwachten, vor ihren Hütten aufstellen und wurden dann nacheinander gezielt in den Kopf geschossen. Einigen gelang rechtzeitig die Flucht. „Ein klassischer Überfall war es nicht, denn die Angreifer nahmen nichts mit – selbst die teuren Kameras ließen sie liegen“, so Wolbert Smidt. „Doch ungewöhnlich ist die Entschlossenheit und Schnelligkeit, was für eine überlegte Planung spricht.“ Die Identität der Täter sei allerdings nicht bekannt.

Zwölf Überlebende des Angriffs waren am Mittwochabend in die Hauptstadt Addis Abeba geflogen worden, nachdem sie zunächst vor Ort behandelt worden waren. Unter ihnen waren dem Auswärtigen Amt zufolge sechs Deutsche. Zwei weitere Deutsche sowie zwei Äthiopier werden seit dem Überfall noch vermisst; von ihnen fehlt weiterhin jede Spur. D.J.

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