Schröder will mehr Kinder

Kanzler „begrüßt“ den Plan der Familienministerin für ein „Elterngeld“, mit dem Gutverdiener zum Kinderkriegen ermutigt werden sollen. Arbeitgeber auch dafür

BERLIN taz ■ Als Publikum für seine erste familienpolitische Rede seit zwei Jahren wählte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern die Wirtschaftsverbände. Auf der Tagung „Familie – ein Erfolgsfaktor für die Wirtschaft“ in Berlin erklärte Schröder: „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich eine junge Frau gegen ein Kind entscheidet, nur weil sie vor die Alternative Kind oder Karriere gestellt wird.“ Er sei überzeugt, dass auch die Unternehmen „mithelfen können und müssen“, jungen Menschen das Kinderhaben zu erleichtern.

Schröder erklärte den Wirtschafts- und Arbeitgebervertretern, dass dies in ihrem Sinne sei, weil nur beruhigte Eltern auch motivierte Arbeitnehmer seien. Im Übrigen seien die Kinder von heute die Leistungsträger von morgen. Er „begrüßte“ den Plan von Familienministerin Renate Schmidt, mit einem „Elterngeld“ nach skandinavischem Vorbild in den Bundestagswahlkampf 2006 zu ziehen. Diese – wie etwa das Arbeitslosengeld – von der Lohnhöhe abhängige staatliche Förderung würde für ein Jahr gezahlt und hätte eine Elternzeitermutigung für Männer eingebaut. Allerdings sah der Kanzler dafür noch weiteren Klärungsbedarf. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte das Elterngeld morgens bereits kräftig unterstützt.

Begründet wird das Elterngeld vor allem damit, dass 40 Prozent der deutschen Akademikerinnen kinderlos seien. Gerade deren Erziehungsleistung wird jedoch von allen Parteien – wenn auch nur indirekt ausgesprochen – gewünscht. Die „40 Prozent“, von denen auch das Familienministerium noch spricht, sind jedoch längst und heftig umstritten. Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) kommt bei Akademikerinnen auf eine gegenüber Unstudierten nur unwesentlich erhöhte Kinderlosenrate – um die 30 Prozent. UWI