Job für Ex-Bahnvorstand

NEUGRÜNDUNG Die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik soll von Norbert Bensel geführt werden. Der musste nach der Datenaffäre gehen

Geldgeber sucht sie noch, aber einen Rektor, der diese auftreiben soll, hat sie bereits: Im August 2010 will die neue Bremer Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik (HIWL) den Lehrbetrieb aufnehmen.

Als ehrenamtlicher Gründungsrektor der Hochschule wurde vergangene Woche der Manager und Ex-Bahnvorstand Norbert Bensel berufen. Der ist kein Unbekannter: Von 2002 bis 2005 war er im Personalvorstand der Deutschen Bahn – in diese Zeit fiel ein Teil der als „Datenaffäre“ bekannt gewordenen illegalen Mitarbeiterüberwachungen. Später war Bensel dann zuständig für den Bereich Logistik und Transport.

Im Mai 2009 trennte sich der neue Bahnchef Rüdiger Grube von vier Vorstandsmitgliedern, unter ihnen auch Bensel. Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Werner Müller, bestätigte der Bericht der Sonderermittler zur Datenaffäre, dass der Vorstand von der illegalen Mitarbeiterüberwachung keine Kenntnis gehabt haben soll. Dennoch trügen die Vorstandsmitglieder die Verantwortung für die Vorgänge in den Abteilungen, die ihnen unterstehen, hatte Müller fest gestellt.

Wie die Süddeutsche Zeitung jetzt berichtete, wird der 62-jährige Bensel der Bahn als Berater erhalten bleiben. Und gleichzeitig die HIWL in Bremen in der Gründungs- und Aufbauphase vertreten. Für ein Gespräch mit der taz über seine Vorstellungen zur Hochschule war Bensel hingegen nicht zu erreichen.

Die HIWL wird von der Stiftung der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV) und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) organisiert. Künftig sollen die dualen Studiengänge „Internationale Wirtschaft“ und „Logistik“ angeboten werden. Die Studierenden sollen lernen, „in Systemen zu denken, sich in Netzwerken zu bewegen und über interkulturelle Kompetenzen zu verfügen“, sagte Uwe Peters, Gründungskanzler der HIWL.

Die Studienzeit soll aus dem Wechsel zwischen Hochschul- und Praxisphasen bestehen, am Ende steht ein Bachelor of Arts nach Bologna-Kriterien. Studierende müssen „einen bestehenden Vertrag mit einem Partnerunternehmen“ vorweisen, heißt es in den Zulassungsvoraussetzungen für die Aufnahme an der Hochschule. Derzeit sei die BVL im Gespräch mit potentiellen Partnerunternehmen, teilte eine Pressesprecherin mit. Welche Unternehmen das seien, wird noch nicht bekannt gegeben. Die Studiengebühren werden rund 4.000 Euro pro Semester betragen – diese Summe soll von den Unternehmen, in denen die Studierenden tätig sind, getragen werden. Die HIWL soll sich über Studiengebühren, sowie durch Förderer und Sponsoren finanzieren. Gesa Koch-Weser