Deutsche Panzer rrrrollen wieder

AFGHANISTAN Die Bundeswehr kämpft bei der Bodenoffensive gegen die Taliban mit Mörsergeschützen und Panzern – zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Jung will trotzdem nicht von „Krieg“ sprechen

BERLIN taz | In Afghanistan läuft die bislang größte Bodenoffensive in der Geschichte der Bundeswehr. Mit dreitägiger Verspätung bestätigte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am Mittwoch Berichte über einen deutschen Großeinsatz im Norden des Landes. Dabei seien auch Mörser und Panzer vom Typ „Marder“ eingesetzt worden. Der Minister weigerte sich gestern, Details der Operation zu nennen.

Trotz des Einsatzes schwerer Waffen bestritt Jung erneut, dass Deutschland in Afghanistan Krieg führe: „Wir machen einen Stabilisierungseinsatz und keinen Krieg.“ Wer von Krieg spreche, übernehme die Sprache der Taliban, erklärte Jung.

Nach Angaben von Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan sind an der Offensive im Norden Afghanistans rund 300 Bundeswehrsoldaten beteiligt. Die Operation soll, nach den Worten Schneiderhans, innerhalb einer Woche beendet sein. Neben den deutschen Soldaten seien auch 800 afghanische Soldaten und 100 Polizisten beteiligt. Vor Ort sei seit März eine neue Lage entstanden, so der oberste deutsche Militär weiter. Die Aufständischen hätten ihr Vorgehen geändert: von einer Taktik der reinen Anschläge hin zu „eher militärischem Verhalten“. In Afghanistan sei es „jetzt an der Zeit, diese Eskalation vorzunehmen“, so Schneiderhan.

Für die genutzten Schützenpanzer vom Typ „Marder“ ist es der erste Einsatz seit ihrer Einführung durch die Bundeswehr vor 30 Jahren. Die schweren Waffen wurden offenbar vor zwei Wochen vom Bundeswehrstützpunkt Masar-i-Scharif zum deutschen Camp in Kundus verlegt, um sie dort einsetzen zu können.

Für die US-amerikanischen Truppen in Afghanistan ist der Juli bereits jetzt der Monat mit den meisten Toten seit 2001: 31 US-Soldaten seien in diesem Monat getötet worden, berichtet die Washington Post. Die Bundesregierung hat bislang keine Aufstellung über die Gesamtzahl aller getöteten und verletzten Isaf-Soldaten herausgegeben. EC

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