Der Entschlossene

Jetzt kann er sie endlich zeigen: seine Synagogenorgeln, die der jüdisch-ungarische Kantor Andor Izsák seit Jahren sammelt. Dabei ist die Orgel gar kein originär jüdisches Instrument: Sie war seit ihrer Einführung im 19. Jahrhundert als „christliches“ Instrument stets umstritten.

Aber Izsák, dessen Europäisches Zentrum für jüdische Musik (EZJM) jetzt eine Heimstatt im Zentrum von Hannover fand, hat immer geglaubt, „dass die Synagogalmusik auf einer Stufe mit christlicher Kirchenmusik steht“. Und dass er diese Musik, die die Nazis erstickt hatten, wieder beleben wollte. Deshalb hat der im Budapester Ghetto geborene Izsák Klavier und Dirigat studiert und schon als Student an der dortigen großen Dohány-Synagoge Orgel gespielt.

1967 brach der Sechs-Tage-Krieg aus, und das sozialistische Ungarn erklärte Israel zum Klassenfeind. Izsák wechselte in die nicht-jüdische Klassik, weil er nicht ins Gefängnis wollte. Aber seine Neigung blieb, und er freute sich, 1988 mit seiner Frau, der Pianistin Erika Lux, nach Deutschland zu ziehen. 1992 hat er dann in Hannover sein Zentrum zur Erforschung sakraler jüdischer Musik gegründet und von Shoah-Überlebenden in aller Welt Noten erbeten.

Das war mühsam, aber Izsák erreichte sein Ziel: Sein Zentrum wurde der Hannoverschen Musikhochschule angegliedert und eröffnete 2003 einen Studiengang für Synagogalmusik. Nur ein Haus fehlte noch – und das wird am Dienstag eingeweiht. Die Villa Seligmann, ein Neorenaissance-Bau, der einst dem „Continental“-Gründer Siegmund Seligmann gehörte, ist es geworden. Dort sollen die Orgeln stehen, und dort werden Bibliothek und Salon sein, wo man forschen und konzertieren kann.

Eine Begegnungsstätte solle es werden, sagt der 67-Jährige – aber er wird sich nicht einmauern. Denn er möchte, dass nicht nur Juden die Synagogenmusik kennenlernen. Deshalb hat er oft auch in Kirchen gespielt. Und zwar nicht, „als Wiedergutmachung“. Sondern „einzig wegen der Qualität dieser Musik“.  PS