Grüne Tankstellen für Schweden

Stockholm fördert sauberen Autoverkehr: Ab 2006 werden Zapfsäulen mit alternativem Sprit Vorschrift. Vor allem Ethanol und Rapsdiesel sind dann leichter erhältlich

STOCKHOLM taz ■ Wer in Schweden derzeit Ethanol tanken will, sollte gut planen, eine der speziellen Tankstellenkarten im Handschuhfach haben und sich nicht nördlich von Stockholm bewegen. Mit Autogas wird die Fahrt schnell zu einer Abenteuerreise. Nachschub gibt’s oft nur an gut versteckten Industriezapfsäulen oder dem städtischen Bauhof. Zu Bürozeiten. Kein Wunder, dass bei solchem Angebot der Verkauf von Autos mit alternativem Tiger im Tank bislang nicht vorankam. 20.000 Pkws, gerade ein halbes Prozent des Autobestands, fahren mit Ethanol, Rapsdiesel oder Gas. Und für die gibt es nicht mehr als 200 Tankmöglichkeiten.

Das soll sich ändern. Ab 1. Januar 2006 müssen alle Tankstellen mit einem Umsatz von jährlich über 3000 Kubikmeter Benzin oder Diesel eine grüne Zapfsäule haben. Das wäre ungefähr jede vierte, vor allem in größeren Städten und an Autobahnen. Schrittweise bis 2009 wird die Umsatzgrenze so gesenkt, dass danach nur noch Minitankstellen oder solche mit spezieller Ausnahmegenehmigung keinen alternativen Sprit im Angebot haben müssen. Der Mineralölbranche gefällt diese gesetzlich verordnete „Planwirtschaft“ gar nicht. Die grünen Zapfsäulen hätten im Schnitt schon jetzt nur ein Zwanzigstel bis ein Zehntel des Umsatzes der konventionellen. Die Regierung verlange nun von den Ölkonzernen, die staatliche Energiepolitik mit nicht lohnenden Investitionen zu subventionieren, weshalb man auch mit rechtlichen Schritten droht. Doch waren alle Versuche Stockholms, sich mit den Konzernen auf ein freiwilliges Abkommen zu einigen, gescheitert. Man wollte dort nur „im angemessenen Takt zur steigenden Nachfrage“ ausbauen.

Schon seit 2002 versucht Stockholm mit verschiedenen Steuerrabatten auf Autos wie alternative Treibstoffe den Verkauf entsprechender Fahrzeuge zu fördern. Und in diesem Jahr sollen ein Viertel aller neu eingekauften staatlichen Fahrzeuge „Umweltautos“ sein. Im Herbst gehen Volvo und Saab mit eigenen grünen Modellen an den Start, von denen man sich einen zusätzlichen Nachfragesprung erhofft. Den Ölkonzernen steht es frei, welchen grünen Treibstoff sie im Angebot haben wollen. Die meisten werden deshalb wohl Ethanol oder Rapsdiesel wählen, nach denen die größte Nachfrage besteht. Biogasfahrzeuge allerdings dürften auf der Strecke bleiben.

REINHARD WOLFF