Der erste Beobachter gibt entsetzt auf

SYRIEN Ein Mitglied der Delegation der Arabischen Liga nennt die Mission eine Farce. Präsident Assad besucht eine Kundgebung seiner Anhänger. Französischer Journalist in Homs bei Angriff getötet

DAMASKUS/BEIRUT rtr/dapd | Ein Mitglied des Beobachterteams der Arabischen Liga in Syrien hat aus Protest gegen die Gewalt das Land verlassen. Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden und habe diese nicht verhindern können, sagte der aus Algerien stammende Anwar Malek am Mittwoch im Fernsehsender al-Dschasira. Durch seine Tätigkeit habe er es dem Regime von Präsident Baschar al-Assad erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. „Ich war mehr als 15 Tage im Homs … ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper … ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen“, sagte Malek.

Zu der Rolle der Beobachtermission meinte Malek in einem am Dienstagabend ausgestrahlten Interview: „Sie ist eine Farce, die Beobachter sind zum Narren gehalten worden. Das Regime inszenierte das meiste, was wir gesehen haben, um die Arabische Liga davon abzuhalten, Schritte einzuleiten.“ Malek kritisierte auch den Chef des Beobachter-Teams, den sudanesischen General Mohammed al-Dabi. Dieser versuche einen Mittelkurs zu fahren, um weder die Regierung noch irgendeine andere Seite gegen sich aufzubringen.

Derzeit sind 165 Beobachter der Arabischen Liga in Syrien im Einsatz. Sie sollen die Umsetzung eines von dem Staatenbund vermittelten Friedensplans überwachen. Seit Beginn der Proteste vor zehn Monate sind bei deren Niederschlagung nach UN-Schätzungen mehr als 5.000 Menschen getötet worden. Nach Angaben der amerikanischen UN-Botschafterin Susan Rice ist die derzeitige Zahl von etwa 40 Toten pro Tag noch höher als vor der Ankunft der Arabischen Liga vor zehn Tagen. Zu den Toten zählte gestern auch ein französischer Journalist des Fernsehsenders France 2. Der Journalist Gilles Jacquier sei zum Zeitpunkt seines Todes auf einer von der syrischen Regierung genehmigten Reportagereise gewesen, teilte sein Sender mit. Nach unbestätigten Berichten wurde das Fernsehteam von Granaten - und Raketenfeuer getroffen.

Assad nahm unterdessen überraschend an einer Kundgebung von Tausenden seiner Unterstützer in Damaskus teil. „Ich wollte bei euch sein, damit ich wegen alldem, dem Syrien unterworfen ist, Kraft aus euch ziehen kann“, sagte Assad zu seinen Anhängern. Es sei wichtig, dass „wir unser Vertrauen in die Zukunft aufrechterhalten. Ich habe dieses Vertrauen in die Zukunft, und wir werden zweifellos über diese Verschwörung triumphieren“, fügte er hinzu. Assad tritt äußert selten in der Öffentlichkeit auf.