Marken im Museum

Mit einer Ausstellung ehrt das Focke-Museum den 150. Jahrestag der ersten Bremer Briefmarke

Bremen taz ■ Betritt man den Ausstellungsraum, sind im ersten Moment nur weitläufig verteilte, nahezu leere Vitrinen zu sehen, kleine helle Inseln in der Dunkelheit. „Natürlich sind die Briefmarken lichtempfindlich. Aber ganz so gedämpft müsste die Beleuchtung nicht sein“, sagt Till Neumann. Die Konzentration in der Lichtführung verleiht den vor 150 Jahren farbig bedruckten Papierstücken allerdings die Aura von Juwelen.

Neumann ist Experte für Briefmarken aus Bremen im „Bund Philatelistischer Prüfer“ und hat für das Focke-Museum die Ausstellung „Bremen zeigt Zähne – 150 Jahre Bremer Briefmarken“ zusammengestellt – eine Schau, wie es sie nach seinen Worten für die Bremische Philatelie noch nie gegeben hat.

Mit „150 Jahre Bremer Briefmarken“ verspricht der Titel allerdings zu viel: Nur zwölf Jahre lang, zwischen dem 10. April 1855 und Ende 1867 wurden in Bremen eigene Briefmarken ausgegeben, danach wurde der Postdienst im „Norddeutschen Bund“ vereinheitlicht. Anders als heute trugen die Postwertzeichen von damals keine bildlichen Motive, die erst ab etwa 1900 üblich wurden, sondern waren ausschließlich durch grafische Muster und Schrift gestaltet. Die ersten Marken hatten auch noch keine Perforation, sie mussten mit der Schere aus dem Bogen herausgeschnitten werden.

Die Ausstellung zeigt alle fünfzehn damals in Bremen herausgegebenen Marken, dazu Fehldruckbögen, Stempelproben und Briefe, die in schwungvoller Handschrift die Namen großer Bremer Handelshäuser als Adresse oder Absender tragen. „Diese Briefe erzählen Geschichten“ schwärmt Philatelist Neumann. Auf einem Kuvert, das im 19. Jahrhundert von Bremen nach Havanna gereist ist, lässt sich der Postweg genau nachvollziehen: Jede Station hinterließ Stempel oder handschriftliche Anmerkungen. Was damals dem Versuch diente, den Lauf der Post zu beschleunigen und zu verbessern, macht heute den Philatelisten und Sammlern Freude. Die im Focke-Museum gezeigten Stücke stammen hauptsächlich aus vier Privatsammlungen, zwei davon sind Bremer Kollektionen.

Peter König

Die Ausstellung im Focke-Museum läuft noch bis zum 17. April, Di 10-20 Uhr, Mi bis So 10-17 Uhr