Geschlossenes Ätzen

Hamburgs außerparlamentarische FDP wählt Rechtsanwalt Leif Schrader erneut zum Vorsitzenden – und präsentiert sich zerstritten wie eh und je

Von Markus Jox

Er hat gerade noch einmal die Kurve bekommen: Burkhardt Müller-Sönksen, Ex-Fraktionschef der FDP in der Bürgerschaft, gehört weiter dem Landesvorstand der heute außerparlamentarischen Partei an. Auf dem Parteitag der Liberalen im Bürgerhaus Wilhelmsburg konnte der als mediengewandt geltende Rechtsanwalt am späten Donnerstagabend einen offenbar von langer Hand geplanten Putschversuch aus den eigenen Reihen im letzten Moment abwehren. Bei der Wahl zum dritten Stellvertreter des Landesvorsitzenden Leif Schrader setzte sich Müller-Sönksen mit Müh und Not gegen den Altonaer Bezirkschef Lorenz Flemming durch. Ein einflussreicher FDP-Mann kommentierte den Last-minute-Erfolg Müller-Sönksens gegenüber der taz verbittert: „Der Mann ist wie Fußpilz – den kriegt man nie wieder los.“

Spätestens mit dem Grabenkampf um Müller-Sönksen waren die Schalmeientöne, die der mit 78 Prozent ohne Gegenkandidaten bestätigte Parteichef Schrader zuvor angestimmt hatte, als Farce entlarvt. Der Jurist, dem heftiges Schielen nach dem Mandat des blassen Hamburger FDP-Bundestagsabgeordneten Rainer Funke nachgesagt wird, hatte getönt, nach „Vertrauensverlust und Kompetenzmangel“ der Vergangenheit stehe seine 2,8-Prozent-Partei heute „geschlossen“ da. Die Parteitagsrealität allerdings nahm sich anders aus: gereizte Redner, vernichtende Blicke, düsteres Raunen.

Bei der Wahl zum ersten Stellvertreter Schraders unterlag der sichtlich nervöse „BeEmEs“, wie Müller-Sönksen parteiintern genannt wird, gegen den 25-jährigen Juristen Jan Erik Spangenberg. Müller-Sönksen hatte in seiner Bewerbungsrede der Partei „mein externes Netzwerk“ angeboten, worunter er vor allem „meine Kontakte zu den Medien“ zu verstehen schien. „Man muss auch schweigen können“, keilte Spangenberg zurück, „und nicht über jedes Stöckchen springen, was einem hingehalten wird“.

Ein „advisory board“ genanntes Beratergremium aus Unternehmern hatte den Liberalen zuvor attestiert, dass „ein Profil der Hamburger FDP in der Öffentlichkeit zurzeit leider nicht zu erkennen“ sei. Die Partei solle „Persönlichkeiten mit medialer Ausstrahlung, Eloquenz und Charisma in den Vordergrund stellen“, ihre Themenvielfalt reduzieren und „eine Sprache sprechen, die die Menschen verstehen“.