1-Euro-Jobs sind keine Lösung

Wachschutz an Berliner Schulen muss der Senat zahlen – wenn die Schulen ihn brauchen

VON MANUELA HEIM

Es gibt qualifizierte Langzeitarbeitslose, die vor Neuköllner Schulen Wache schieben können? Prima. Dann ist ja gleich drei Seiten geholfen: den Schulen, die anscheinend ernsthafte Probleme mit dem Schutz ihrer Schüler haben. Den künftigen Schulstreifen, die nach Jahren der Arbeitslosigkeit wieder eine Perspektive bekommen. Und dem klammen Bezirk, der das Ganze dank 1-Euro-Jobs zum Spottpreis bekommt. Win-win-win-Situation könnte man diese glückliche Fügung nennen. Würde sie nicht einmal mehr dem Grundgedanken widersprechen, dass als wertvoll erachtete Arbeit auch entsprechend bezahlt werden muss.

Keiner will zahlen

Seit Jahren schwankt die Stadt zwischen dem Bekenntnis zu existenzsichernder Arbeit und der Pragmatik der geringsten Kosten. Berlin braucht Gemeindedolmetscher, Schülerlotsen, Grünflächenpfleger und Wachschutz an bestimmten Schulen. Da sind sich Parteien von rot bis schwarz einig. Auch darüber, dass man sich dabei aus dem Pool der Langzeitarbeitslosen bedienen kann. Das Problem: Dauerhaft angemessen bezahlen will sie niemand. Man muss kein Pessimist sein, um angesichts solcher Vorzeichen ein Motivationsproblem bei den Beschäftigten vorauszuahnen. Nur dass Schulen keine Grünflächen mit Müllproblem sind.

Kurzfristig mag es die pragmatischste Lösung sein, 1-Euro-Jobber als Schulstreifen einzusetzen. Mittelfristig zieht der Knappe-Kassen-Joker aber nicht: Wenn Wachschutz als notwendig erachtet wird, dann müssen die Schulen dafür zusätzliche Mittel bekommen, damit sie ihn aus dem Schuletat finanzieren können. Genau wie Hausmeister und Schulsekretariat.