NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Tristesse colonaise

Wen es aus dem gemütlichen Rheinland nach Berlin, also im Grunde in die Taiga weht, den hat es im Winter hart getroffen. Kein Kölsch, kein Alt, kein Karneval, wie schrecklich. Da freut man sich also allein des pochenden Heimwehs wegen, wenn es am Sonntagabend nicht irgendeinen „Tatort“ zu sehen gibt, sondern den aus Köln, mit Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt).

Kaspar Heidelbach (Regie) und Norbert Ehry (Drehbuch) verzichten auf diesen Effekt. Sie spekulieren wohl darauf, dass man ihren Film einfach um seiner selbst Willen schaut. Denn alles, was man von Köln sieht, sind gekachelte Fassaden, dreckige Höfe und triste Flussufer. Nach dieser Szenerie muss bestimmt niemand Sehnsucht haben. Im beschmierten Park liegt ein toter Rentner, der erwachsene Sohn eines Bauunternehmers wird in verlassenen Fabrikhallen gefangen gehalten, seine Mutter weint sich in der Villa mit stillosen Plastiksprossenfenstern aus und wartet auf den Anruf der Entführer.

Die fordern: „Keine Polizei“. Die Eltern, kein besonders glückliches Paar, halten sich nicht daran, und so finden die Ermittler Parallelen zu einem anderen Fall. Vor fünf Jahren wurde ein stattlicher Mann mit eigenem Handwerksbetrieb zu einem norwegerpullitragenden Wrack. Seine Entführer laufen, auch weil damals wirklich keine Polizei benachrichtigt wurde, noch immer fröhlich durch die Kölner City, das Lösegeld ist weg. Der gebrochene Mann wird derweil von seiner Frau bemitleidet, vom Schwiegervater durchgefüttert und sieht dabei echt nicht fit aus.

Wie traurig – und ganz bestimmt Stoff, aus dem man ein rührseliges, ergreifendes Fernsehspiel machen könnte, gerne mit der gleichen Besetzung wie hier. Aber bitte keinen „Tatort“, erst recht keinen Kölner. Auch nicht, wenn als kleiner Trost ein Hausmeister namens Kaczmarek darin vorkommt.

Köln-„Tatort“: „Keine Polizei“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD