Heldin für einen kurzen Sommer

Seit Iowa sind nur noch weiße Männer im Rennen. Nach dem Afroamerikaner Herman Cain hat auch die einzige Frau unter den republikanischen PräsidentschaftskandidatInnen aufgegeben. Die 55-jährige Michele Bachmann hat ihre Bewerbung auf das Engste mit dem kleinen Bundesstaat im Mittleren Westen verknüpft: Im Juni verkündete sie in Waterloo, Iowa, wo sie geboren ist und als Kleinkind gelebt hat, dass sie Präsidentin der USA werden wolle. Im August wurde sie Siegerin der parteiinternen Umfrage Straw Poll in Ames, Iowa. Am Mittwoch dieser Woche zog sie in Des Moines, Iowa, die Konsequenz aus ihrem Scheitern. Sie bekam nur 5 Prozent.

„Das Volk von Iowa hat sehr klar gesprochen“, begründete Bachmann das Ende ihrer Kampagne. Selbst in ihrem Geburtscounty Black Hawk, wo auch Waterloo liegt, brachte sie es nur auf 7,2 Prozent. Dort gewann der texanische rechte Libertäre Ron Paul, den Bachmann zuletzt bei einer Fernsehdebatte attackiert hatte, als er sagte, die USA sollten den Iran – ob mit oder ohne Atombombe – gefälligst in Ruhe lassen.

Bachmann, eine gelernte Steuerinspektorin, hat sich mit Vorschlägen zu tiefen Einschnitten in den Sozialhaushalt und mit radikalen Positionen gegen Homosexuelle und gegen Abtreibung einen Namen gemacht. Ihre Basis waren christliche Fundamentalisten, selbst ernannte Lebensschützer und Tea-Party-Leute. Doch schon im Hochsommer war klar, dass die Kandidatin ihren Zenit überschritten hatte. Bei den Straw Poll bekam sie 4.823 Stimmen. Das waren zwar mehr als für jeden anderen Bewerber, aber weniger, als Bachmann Gratiskarten für Anreise, Eintritt und Essen verteilt hatte. Fünf Monate und hunderte Kampagnenmeetings später brachte Bachmann es am Dienstag nur auf 6.073 Stimmen. Wenige Tage zuvor hatte ihr eigener Kampagnenschef in Iowa zur Wahl von Ron Paul aufgerufen.

Gescheitert ist Bachmann daran, dass sie noch mehr Dummheiten und Unwahrheiten verbreitete als manche Mitbewerber. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass im ultrarechten Lager letztlich eine biblische Regel siegte, die die Kandidatin selbst verteidigt: Eine Frau muss ihrem Mann gehorchen. DOROTHEA HAHN