Hoffnungsträger für Afrika

Nein, hatte Youssou N’Dour im Mai 2010 auf die Frage der taz geantwortet, ob er zu Senegals Wahlen 2012 antrete. „Nein. Ganz klar: Ich kandidiere nicht. Ich interessiere mich für das Land, ich habe keine persönlichen Interessen.“ Wer genau zuhörte, dem war allerdings klar, dass der berühmteste Sänger Afrikas in die Politik strebte. Im taz-Interview und kurz darauf auch beim Würzburger Afrikafestival zog der Senegalese vom Leder gegen die Zustände Afrikas, gegen die Perspektivlosigkeit der Jugend, und verwies auf eine von ihm gegründete Bürgerbewegung. „Die positiven Vorbilder sind Leute wie ich“, hatte er gesagt.

Nun kann Youssou N’Dour sich beweisen. In seinem Fernsehsender erklärte er jetzt seine Kandidatur zu Senegals Präsidentschaftswahl Ende Februar. Viele hätten ihn darum gebeten, so der 52-Jährige, ganz Politiker. Er habe nicht studiert, aber er habe all sein Geld in seiner Heimat investiert. „Mein Leben ist 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration“, erklärte er.

Youssou N’Dour greift alte Schlagworte der politischen Veränderung auf, die in Afrikas frankophonen Ländern immer wieder an den Machtstrukturen gescheitert ist. Die arabischen Revolutionen geben Afrikas Erneuerern jetzt Auftrieb. In Senegal mit seinem 87-jährigen Präsidenten Abdoulaye Wade meldet sich eine mutige, streitbare Generation zu Wort, die mit Rapmusik und Anlehnung an den Arabischen Frühling die Erwartungen der Slums und der Jugend in die Öffentlichkeit trägt.

Dieser Generation bietet sich Youssou N’Dour als Vorbild an. Der Senegalese, seit dreißig Jahren im Geschäft, ist der einzige eigenständige Musikproduzent Afrikas, der seine Mittel vor allem in sein Heimatland steckt und damit erfolgreich ist. Wenn er fremde Musikstile integriert, dann nicht, um einfach die globale „World Music“ anzupfeffern, sondern um Afrikas eigenen Horizont zu erweitern.

Afrika müsse endlich wieder träumen, sagt Youssou N’Dour. „Der Tag geht auf über so wenig Freiheit“, singt er in seinem mehrsprachigen Lied So Many Men. „There’s so much to give, so much to do. I’m gonna show you. I’m gonna make it: Set me free.“

DOMINIC JOHNSON