„Jeder lernt für sich“

Architekten und Handwerker arbeiten zusammen

■ ist Professorin an der School of Architecture der Hochschule Bremen und Koordinatorin des Kooperationsprojekts.

taz: Wie haben sich die Architekturstudierenden mit den angehenden Tischlermeistern verstanden?

Katja-Annika Pahl: Zunehmend besser.

Das Verhältnis gilt als sehr schwierig. Woran liegt das?

Zum großen Teil daran, dass in der heutigen Ausbildung nicht gelernt wird, mit der jeweils anderen Gruppe umzugehen. Jeder lernt für sich – im Wissen, später zusammen arbeiten zu müssen, aber ohne Kontakt zueinander. Beide springen ins kalte Wasser, wenn sie fertig sind und in die Praxis gehen. In den Bauhütten des Mittelalters wurde noch gemeinsam gelehrt und gelernt. Als die Ausbildung der Architekten dann weg von Baustellen, rein in die Akademien ging, hat sich das zunehmend geändert.

Nun sollten Architekten und Handwerker bei ihnen wieder zusammen finden.

Ja, und dazu wurde gemeinsam ein Projekt bearbeitet. Die Architekten haben die Innenausstattung für ein leer stehendes Geschäft in der Innenstadt entworfen. Sie mussten eine Zielgruppe definieren und sich einen potentiellen Ladennutzer überlegen. Die Details des Ausbaus wurden mehrfach mit den angehenden Tischlermeistern besprochen und anschließend als Modell im Maßstab 1:1 gebaut. Soweit wir recherchiert haben, gibt es ein ähnliches Kooperationsprojekt in der deutschen Architektenausbildung noch nicht.

Wie ist es konkret gelaufen?

Anfangs gab es schon Schwierigkeiten. Die Studierenden haben aber relativ schnell gelernt, wie man die Dinge jemandem erklärt, der das Projekt noch nicht kennt. Beide Seiten mussten lernen, dass es einerseits wichtig ist, einen klaren Standpunkt zu haben und sich seiner Sache sicher zu sein. Andererseits müssen sie trotzdem zulassen können, dass der andere seine Fachkompetenz hinzugibt. Man muss genau nachfragen, ob man sich richtig verstanden hat, darf nicht zu sehr beharren und doch wissen, was man will. INTERVIEW: Jan Zier

Präsentation: Heute, 14 Uhr, Neustadtwall 30, Raum AB 510 (Eingang: Große Johannisstraße)