LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Frei ist die Heide“ von Jan Sternberg, taz vom 13. 7. 09

Linksruck und mehr Herzlichkeit

Ein bisschen Freude über den Sieg der Demokratie über stumpfsinnige, lebensfeindliche Militär(ver)planung und über Bewahrung von Flora und Fauna eines der letzten unzersiedelten Landschaftsareale Deutschlands habe ich als erste Meldung nach dem gemeinsamen, wohlverdienten Freudentanz der Aktivisten schon erwartet! Dass die taz heute nur noch einmal diese gleiche öde Kamelle von Jan Sternberg bringt, über die wir uns in unserer Militär-fährigen Märkischen Allgemeinen Zeitung schon vor ein paar Tagen ärgern mussten, hat mich nun fast schon verletzt. Ich bin nicht in einer linken Gruppierung organisiert, aber dennoch wünsche ich mir von der neuen Chefredakteurin den versprochenen Linksruck und ein bisschen mehr Herzlichkeit. GABRIELE VOTAVA, Borkwalde

■ betr.: „Dresdener Gerichtsmord. Iran fordert UN-Sanktionen“, taz vom 14. 7. 09

Offensiv gegen Islamophobie

War es politische Handlungsunfähigkeit, wie man plötzlich mit einem Mord umgehen soll, der so gar nicht in das Schema des Gewohnten passt? Oder wie lässt sich sonst die sehr träge Reaktion auf den Mord an Marwa S. in Dresden durch die obersten Volks- und MeinungsvertreterInnen erklären? Die sonst nicht um plakative Statements verlegenen IslamkritikerInnen hüllten sich ebenso in peinliches Schweigen wie anfangs die Regierung, die lieber irgendwelche MitarbeiterInnen vorschicken ließ.

Völlig unterschätzt haben Merkel & Co die Außenwirkung von Dresden. Die muslimische Welt beobachtet in Zeiten des Web 2.0 sehr genau, was hierzulande passiert, und geht dafür auch auf die Straße. Dass dabei religiöse Fanatiker und Diktatoren wie jüngst der iranische Präsident Ahmadinedschad den Fall Marwa für ihre antiwestliche Propaganda ausnutzen, ist ein übler Nebeneffekt.

Der deutschen Gesellschaft mit all ihren FunktionsträgerInnen ist dringend anzuraten, offensiver gegen Rassismus und „Islamophobie“ vorzugehen. Das geht nur in Zusammenarbeit mit VertreterInnen der muslimischen Communitys, die auch mehr aus sich rausgehen müssen, aber auch anderen MinderheitenvertreterInnen. Die gemeinsame Reaktion vom Zentralrat der Muslime und dem Zentralrat der Juden ist dabei ein gutes Beispiel.

Übrigens haben NPD & Co die Rekrutierung russlanddeutscher Mitglieder ganz oben auf ihrer Agenda. Das sollte VerbandsvertrerInnen eigentlich bekannt sein. ALI BAS, Ahlen

■ betr.: „Der Arbeitszwang“ von Matthias Lohre, taz vom 14. 7. 09

Krankenstand ist Grund zur Freude

Bitte lasst mal die Kirche im Dorf. Ich habe die taz nicht abonniert, um pessimistische, vom statistischen Mist selbsternannter Experten durchsetzte Mainstreamartikel zu bekommen. Denk doch mal nach, Matthias Lohre! Der naheliegende – möchte fast sagen: einzig mögliche – Grund für den geringen Krankenstand sind die nun durchschlagenden Erfolge der Krankenkassenbemühungen, die Volksgesundheit mit Anreizsystemen und gesponserten Veranstaltungen zu verbessern (evtl. unterstützt durch krisenbedingte Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit).

Das Ergebnis des historisch niedrigen Krankenstandes ist ein Grund zur Freude, keiner zum Jammern! Also, ein bisschen mehr Optimismus bitte. KARL STRECKER (Arbeitgeber), Stuttgart

■ betr.: „Der letzte Kampf des Oskar L.“, taz vom 13. 7. 09

Keine Nachricht, nur Meinung

Nachricht und Kommentar sollten getrennt sein. In dem Artikel habe ich definitiv nichts Neues, also keinerlei Nachricht, gefunden. Der Artikel informiert den Leser nur darüber, dass Ihr Autor Herr Klingelschmitt Herrn Lafontaine nicht leiden kann. Das mag schon sein, ist aber keine Nachricht und hatte daher auf der Inlandsseite der taz nichts zu suchen.

HERBERT BREGER, Hannover

■ betr.: „Unmoralische Entscheidung. Neue Visaregelung für den Balkan“ von Erich Rathfelder, taz vom 13. 7. 09

Berechtigte Kritik an Brüssel

Völlig zu Recht kritisiert Herr Rathfelder diese Entscheidung aus Brüssel. Eine wirkliche Empathie sieht anders aus. Aus meiner Sicht ist die Weigerung, die Visapflicht auch für andere Balkanstaaten aufzuheben, eine öffentliche Ohrfeige für die Frauen von Srebrenica, mehr noch für alle Opfer dieses brutalen Bürgerkrieges. Diese Politik wird vor allem die kleinen Leute treffen. Der Menschenhandel durch die Mafia (und andere kriminelle Strukturen) wird die Hürde Visapflicht sehr leicht überwinden können. Die Europäische Union muss aufpassen, nicht noch mehr Vertrauen leichtfertig zu verspielen. MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg