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: ARD riecht Lunte

„Lunte am Ölfass. Droht Saudi-Arabien eine Katastrophe?“, 23.00 Uhr, ARD

Wenn es in einer Fernsehdoku bedrohlich brummt, bedeutet das: Achtung, Dramatik! Leider winken auch die Nahostkenner Jörg Armbruster und Thomas Aders in ihrem 45-minütigen Reportage-Film all zu oft mit diesem akustischen Zaunpfahl. Dabei hätte es der Film nicht nötig. Denn der Inhalt zündelt genügend. Wirkunsgvoll.

„Wenn hier ein Anschlag passiert, dann ist das eine Katastrophe für die ganze Welt“, sagt der diensthabende Ingenieur des weltgrößten Ölterminals in al-Khobar. Nicht nur weil Saudi-Arabien die „Tankstelle der Welt“ ist, auch weil die politische Situation der Region von labil zu chaotisch übergehen würde. Das lassen sich Armbruster und Aders von einer ganzen Reihe von Experten erklären.

Bereits seit Michael Moores „Fahrenheit 9/11“ wissen wir um das komplexe Korruptionsverhältnis der USA zu Saudi-Arabien. Dieses Thema verarbeiten die ARD-Reporter sodann in schönster Moore-Manier: blenden eine Vielzahl von arabischen Dokumenten ein und lassen sich von der saudischen Botschaft in Washington vertreiben. Ganz nebenbei und mit Leichtigkeit wird dabei die Geschichte Saudi-Arabiens erzählt. Den ARD-Reportern ist es gelungen, nicht nur auf Staatenpolitik und Horrorszenarien herumzureiten, sondern das Bild von dem Land durch das Alltagsleben in Riad abzurunden, zu erden. Sie zeigen eine durchschnittliche Familie, von Geburtstagsessen bis zum SMS-Flirts des Sohnes, und vermeiden das langweiligen „zwischen Moderne und Tradition“. Schade nur: Von einer zur anderen Szene blenden die Dokumacher mit einem computergenerierten Wüstensturm über. Das ist noch alberner als bedrohliches Brummen. SAT